Rezension

Berührend, spannend, emotional, aber nicht ganz perfekt

All die verdammt perfekten Tage
von Jennifer Niven

Bewertet mit 4 Sternen

Meine Meinung
Jennifer Niven versteht es, den Leser gleich auf den ersten Seiten total darauf neugierig zu machen, wohin sich die Geschichte entwickeln wird. Die erste Szene spielt auf einem Turm, wo die Protagonisten ernsthaft darüber nachdenken freiwillig das Leben hinter sich zu lassen. Welche die Gründe dafür sind, erfährt der Leser allerdings erst im Laufe der Geschichte. Nach dieser ersten, prägnanten Szene, schleicht sich ein bisschen Langeweile ein. Die Story plätschert vor sich hin und somit brauchte ich eine Zeit, bis ich so richtig im Lesefluss drin war und genießen konnte, was ich las. Insofern man von "genießen" bei einem solchen Thema überhaupt sprechen kann.
Der Bezug zu Violet fiel mir sehr, sehr leicht. Jennifer Niven hat sie so gut gezeichnet, dass ich mich mit ihr gleich wohl gefühlt habe und auch ihre Gedankengänge, sowie ihre Emotionen total nachvollziehen konnte. Was die Protagonistin erleiden musste ist grausam und somit war es für mich verständlich, dass sie keinen Spaß mehr an ihrem Leben hat.
Bei Finch ist mir die Identifizierung dagegen ein bisschen schwerer gefallen. Ich wusste erst nicht so recht, was ich mit ihm anfangen soll, da er ziemlich undurchschaubar ist. Dass er irgendein "Problem" hat, war mir von vorne herein klar, denn er spricht und denkt ein bisschen wirr. Dies hat dazu geführt, dass ich nie so recht wusste, wohin mich insbesondere seine Geschichte hinführen wird. Trotz seiner offensichtlichen Probleme ist es ihm sehr wichtig, dass alle Menschen, die ihm lieb sind, glücklich werden. Finch ist bei jeder seiner Handlungen absolut selbstlos. Für ihn kommen erst die anderen und anschließend er selbst. Diese Eigenschaft habe ich an ihm lieben gelernt. 

»Ich kenne das Leben gut genug, um zu wissen, dass man nicht von den Dingen erwarten kann, für immer da zu sein, oder stillzustehen, selbst wenn man es sich von Herzen wünscht. Man kann nicht verhindern, dass Menschen sterben. Man kann nicht einmal sich selbst daran hindern.«
Zitat aus: "All die verdammt perfekten Tage"

Das Buch wird abwechselnd aus der Sicht der Protagonisten erzählt. Ein Kapitel widmet sich Finch dem Leser und im nächsten kommt Violet zu Wort. Dass die Autorin dafür stets den Ich-Erzähler gewählt hat, hat mir sehr gut gefallen, da ich mich so besser in die Figuren hineinversetzen konnte.
Ganz besonders die Liebesgeschichte, die von einer kleinen Knospe zu einer strahlenden Blume wird, hat mich zutiefst berührt und mir das Herz aufgehen lassen. Die verschiedenen Wendungen, die für mich allesamt sehr überraschend kamen, führten dazu, dass ich auch die ein oder andere Träne vergießen musste.
Jennifer Niven hat nicht nur ihren Protagonisten genug Farbe eingehaucht, sondern auch den Nebenfiguren. Ich habe jede Person vor mir gesehen und auch die Beziehungen zu den Hauptdarstellern als sehr gut ausgearbeitet empfunden.
Das Thema an sich ist ein wirklich ernstes, welches von der Autorin mit genügend Sensibilität umgesetzt wurde. Man merkt trotz der sich entwickelnden Liebesgeschichte, dass der große Knall bestimmt nicht lange auf sich warten lassen wird, was die Stimmung beim Lesen ein bisschen trübe werden lässt. Allerdings ist dies bei einem solchen Thema auch kein Wunder.
Ich war überrascht, zu welchem Ende All die verdammt perfekten Tage gekommen ist. Das Buch hallte noch sehr lange in mir nach und ließ mich nachdenklich zurück. 

Fazit:
All die verdammt perfekten Tage ist keinesfalls ein neues Das Schicksal ist ein mieser Verräter, aber sehr nahe dran. Die Geschichte ist wundervoll erzählt und trifft einen mitten ins Herz. Ganz besonders die Entwicklung der Protagonisten und die Beziehung dieser hat mir mehr als nur einmal ein Lächeln ins Gesicht gezaubert, bevor ich irgendwann wegen der Tragik, die dieses Buch mit sich bringt, wieder weinen musste. Ein wirklich starkes, emotionales Buch, wenn auch mit kleineren Schwächen.
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