Rezension

Berührend und authentisch

Nur der Tod vergisst - Peter Hakenjos

Nur der Tod vergisst
von Peter Hakenjos

Bewertet mit 5 Sternen

1944. Der gerade 18 gewordene Ulf meldet sich freiwillig zur Waffen SS. Er möchte dem Vaterland dienen, ehrenvoll und pflichtbewusst. Doch schon bald wird er mit den realen Schrecken des Krieges konfrontiert und erkennt, dass seine Werte und Ideale nichts mit dieser Wirklichkeit zu tun haben. Und - auch Ulf lädt Schuld auf sich...

Während des Krieges wird er verletzt, verbringt eine Zeit im Lazarett, gerät in englische Kriegsgefangenschaft und flüchtet von dort bis nach Südamerika. Auf seinem Weg wird er erwachsen und vor allem – bezieht Position.

Die Fragen nach Schuld und Unschuld, Gerechtigkeit, Moral, Humanität, Werten, Pflichten, eigene Standhaftigkeit und Loyalität werden aufgeworfen. Einfache Antworten kann man hierbei nicht erwarten.

Die Figuren werden in ihrer Widersprüchlichkeit und im Rahmen dieser extremen äußeren Bedingungen nachvollziehbar gezeichnet. Die Motive und Hintergründe, das Verhalten der Täterseite, und hier eher aus dem Mitläufermilieu, werden verstehbar, wenn auch nicht entschuldbar.

Die klare und sehr anschauliche Sprache lässt sehr plastische Bilder entstehen. Man ist schnell gefangen in der Erzählweise, es fällt schwer, sich dem Lesesog zu entziehen. Viele Passagen berühren sehr stark.

Die Beschreibungen überzeugen in ihrer Authentizität und lassen eine sehr gute Recherchearbeit erkennen.

Fazit: Ein eindrückliches, hintergründiges und sehr bewegendes Anti- Kriegsbuch, was in seiner Intensität an Remarques Bücher erinnert. Ein Teil der deutschen Geschichte in den Jahren 1944- 1947 wird hier präzise und authentisch geschildert. Für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen geeignet und höchst empfehlenswert.

„Verzeihen heißt nicht vergessen, auch nicht, unsere Schuld zu bagatellisieren oder die Mörder zu entschuldigen.“ (S.169)