Rezension

Berührend und tiefgründig, aber leider nicht ganz ausgegoren !

My Missing Piece - Tijan

My Missing Piece
von Tijan

Bewertet mit 3.5 Sternen

Puh, ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht so genau, wo ich hier ansetzen soll. Zum einen, weil ich viel zu sagen hätte, zum anderen, weil ich niemanden spoilern möchte und diese Rezension deshalb gerne so oberflächlich wie möglich halten würde. Was aber ja irgendwie auch nicht geht.

Ich versuchs mal und beginne mit dem Cover, das mir ziemlich deutlich eine New Adult Geschichte suggeriert, denn irgendwie ist es für dieses Genre typisch, das auf dem Cover ein halbnackter erwachsener Mann abgebildet ist.

Auch wenn das fürs Auge vielleicht nett ist, muss ich leider sagen, das es im Fall von My Missing Piece so gar nicht zur Geschichte passt, denn die Protagonisten sind beide gerade einmal 18 Jahre alt und gehen noch zur Highschool.

Auch sonst würde ich die Geschichte eher im Bereich Young Adult ansiedeln, weil es einfach besser zum Auftreten der Protagonisten und allem, was damit zusammenhängt passt.

Mackenzie ist gerade erst in die Stadt gezogen, als sie ein sehr sehr harter Schicksalsschlag trifft, der sie förmlich in Ryans Arme treibt. Aber auf andere Art, als man das vielleicht nach Lesen des Klappentextes annehmen würde. Ryan wird relativ schnell ihr Anker, der sie irgendwie im Hier und Jetzt hält und sie erdet, wenn sie droht, sich selbst zu verlieren. Zwischen den beiden entsteht recht schnell ein sehr starkes Band, sehr zum Bedauern von Ryans weiblichem Fanclub, der natürlich alles daransetzt, Mackenzie das Leben noch schwerer zu machen.

Das ist nur eine sehr oberflächliche Zusammenfassung, denn tatsächlich geht es in der Geschichte um so viel mehr, vor allem um ein ernstes Thema und die damit einhergehende Bewältigung, der sich sowohl Mackenzie als auch Ryan immer wieder stellen müssen.

Einerseits hat mir das alles sehr sehr gut gefallen, andererseits muss ich sagen, das es viele langatmige Stellen gibt und ich oft das Gefühl hatte, das sich Mackenzies Gedanken permanent wiederholen. Das wirkte sehr in die Länge gezogen, auch wenn ich es, mit ein wenig mehr Abstand, weil ich die Geschichte nun einige Tage habe sacken lassen, absolut nachvollziehen kann. Sie ist innerlich wirklich komplett zerrissen und hat irgendwie, außer Ryan, gar keinen Halt mehr. Ich konnte mich sehr gut in sie hineinversetzen und habe oft mit ihr gelitten, was für einige Tränen sorgte. Aber diese Gedankenspirale hat auch ein bisschen genervt, weil sie eben so in die Länge gezogen war.

Ebenfalls zwiegespalten hat mich der Tagesablauf der Teenies zurückgelassen. Mackenzie befindet sich in einer wirklich blöden Phase und ich empfand es als nachvollziehbar, das sie da eine selbstzerstörerische Seite entwickelt, aber ich hab mich trotzdem manchmal gefragt, ob sie es jetzt nicht ein bisschen übertreibt. Schule schwänzen, abhängen, Alkohol trinken. Ich denke, das sind vielleicht mitunter Gründe, warum das Buch als New Adult verkauft wird, weil ich sie für jüngere Leser irgendwie auch unangebracht finden würde. Überhaupt fand ich ihre Entwicklung manchmal etwas fragwürdig.

Ich weiß nicht so recht, wie ich es erklären soll. Zwar hab ich verstanden, was die Autorin mit dieser Wandlung bezwecken wollte, aber die Umsetzung hat mich nicht wirklich glücklich gemacht.

Was mir dann komplett den Boden unter den Füßen weggerissen hat, war das Ende des Buches, denn da dreht sich plötzlich die komplette Geschichte, aber auf so unvorhersehbare Art und Weise, das man regelrecht sprachlos zurückbleibt und sich einen zweiten Teil mit einer Aufklärung wünscht.

Fazit:

My Missing Piece ist eigentlich eine wirklich berührende und auch tiefgründige Geschichte, bei der man ein bisschen zwischen den Zeilen lesen und die man nach dem Lesen eine Weile sacken lassen muss. Trotzdem bin ich aufgrund vieler langatmiger Stellen, viel unnötigem Blabla und einigen nicht greifbaren Wandlungen nicht ganz zufrieden.