Rezension

Berührend: Waisenzug

Der Zug der Waisen - Christina Baker Kline

Der Zug der Waisen
von Christina Baker Kline

Bewertet mit 5 Sternen

Im Vordergrund steht die Geschichte eines Teenagers im Jahr 2011: Molly ist wegen versuchten Diebstahls zu 50 Sozialstunden verurteilt worden, die sie im Hause einer 91jährigen Lady ableisten soll. Die erzählt ihr dann ihre wechselvolle Geschichte: Mitte des 19. Jahrhunderts begann ein Projekt, durch welches in den USA Waisen- und/oder Straßenkinder von der Ostküste mit Eisenbahnzügen gen Westen verladen wurden. Dort wiederum wurden sie - einem Sklaven- oder Pferdemarkt nicht unähnlich - begutachtet (Gebiss, Muskeln...) und dann in Familien abgegeben. Zwar mit der Auflage, die Kinder zu nähren, zu kleiden und ihnen Schule und Gottesdienst angedeihen zu lassen, mit dem Wunsch, aber nicht der Verpflichtung zur Adoption. Im Gegenzug sollten die Kinder natürlich ihren Anteil an Aufgaben übernehmen, wie halt eigene Kinder auch. Viele Kinder fanden tatsächlich ein neues liebesvolles Zuhause. Andere wurden billige Arbeitskräfte oder Objekte sexueller Begierden oder alles zusammen, hungerten, wurden geschlagen... Mir wurde wieder einmal bewusst, wie gut es uns doch heute eigentlich geht, was wir noch dazu als ganz selbstverständlich ansehen. Das Buch ist ohne moralisch erhobenen Zeigefinger verfasst.