Rezension

Berührende autobiografische Erzählung

Pirouetten - Tillie Walden

Pirouetten
von Tillie Walden

Bewertet mit 4.5 Sternen

Seit ich im englischsprachigen Booktube von Tillie Waldens autobiografischer Graphicnovel "Pirouetten" (bzw. "Spinning" im Original) gehört habe, wollte ich sie unbedingt lesen! Jetzt endlich ist sie auch in Deutschland erschienen und natürlich direkt in mein Bücherregal gewandert.

Mein erster Eindruck war sehr positiv, da das Buch mit 400 Seiten ziemlich dick ist. Und mit dicken Graphicnovels habe ich durchweg gute Erfahrungen gemacht. An die Farbgebung der feinen Zeichnungen, die recht grafisch ausschließlich in Dunkelblau, Hellblau, Gelb und Weiß gehalten ist, musste ich mich kurz gewöhnen. Letztlich mochte ich sie aber sehr gerne, da sie einen schönen Kontrast zu den Zeichnungen bildet und dem Ganzen das liebliche nimmt. Denn lieblich ist die Geschichte, die hier erzählt wird erzählt durchaus nicht.

Tillie Walden erzählt von ihrer Kindheit, die fast ausschließlich aus Eiskunstlauf und Schule bestand: Um vier Uhr klingelt der Wecker, noch vor Schulbeginn gibt es eine Trainingseinheit, nach der Schule wird weiter geübt. Die kleinen Mädchen werden nicht geschont, die Trainerin ist hart und die Konkurrenz bei den vielen Wettkämpfen ebenso. Als die Familie ins weit entfernte Texas umzieht, muss die schüchterne Tillie sich auch noch um neue Freunde bemühen, muss in der Schule und in der neuen Eishalle Anschluss finden. Tillie zweifelt ob sie sich für den Eiskunstlauf überhaupt noch begeistern kann, ist aber andererseits einfach gut darin und auch sehr ehrgeizig. Ihren Eltern zu sagen, dass sie lieber aufhören möchte traut sie sich nicht. Und als ob das noch nicht genug Probleme für eine zwölfjährige wären, merkt sie, dass sie lesbisch ist. Schwierig im südlichen Amerika und in einem Umfeld, dass hauptsächlich aus Frauen besteht.

Pirouetten ist ein trauriger, interessanter, ehrlicher und berührender Comicroman in dem es um Familie, Identität und natürlich Eiskunstlauf geht. Walden erzählt ihre Geschichte unaufgeregt und authentisch. Oft ist das Lesen schmerzhaft aber sie versteht es, auch die guten und positiven Momente einfließen zu lassen. Die schönen zarten Zeichnungen tun ihr übriges um diese wunderbare Geschichte abzurunden. Sehr lesenswert.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 15. September 2018 um 12:55

Wow, auch noch lesbisch! Ein bisschen viel für meinen Geschmack.