Rezension

Berührende Erzählung

Kostbare Tage
von Kent Haruf

Bewertet mit 5 Sternen

Dad Lewis hat Lungenkrebs im Endstadium. Seine Frau Mary und Tochter Lorraine begleiten ihn die letzten Wochen seines Lebens. Kent Haruf schildert die Erinnerungen von Dad und beschreibt die Zeit, die ihm bleibt. Er beschäftigt sich mit getroffenen Entscheidungen in seinem Leben, die ihn nicht loslassen.

In erster Linie geht es um Dad und dessen Familie, aber es wird auch das Leben anderer Personen in Holt und deren Beziehungen zu einander beschrieben. Kent Haruf beschreibt die bedingungslose Liebe und Hingabe zwischen Dad und Mary, wie ich es selten erlebt habe. Der Prozess des Sterbens ist einfühlsam und auch eindrücklich beschrieben, aber nicht so, dass es nicht auszuhalten wäre. Kent Haruf ist es gelungen, dass ich beim Lesen den nahen Tod von Dad nie vergessen oder verdrängt habe, ich es aber für mich nicht als unangenehm dramatisch empfunden habe. Kent Haruf hat meiner Meinung nach einen guten Weg gefunden, über Trauer und Abschied zu schreiben.

„Kostbare Tage“ ist der erste Roman von Kent Haruf, den ich gelesen habe. Es sind leise Töne, die aber nachhallen. Holt und dessen BewohnerInnen werden ruhig beschrieben. Obwohl ich keine direkte Identifikationsperson hatte und mir die Lebensumstände relativ fremd sind, habe ich den Roman sehr gerne gelesen. Die Charaktere und der Ort Holt sind detailliert und liebevoll beschrieben. Dass es keine wörtliche Rede gibt, hat mich überhaupt nicht gestört – im Gegenteil, mir hat es sogar gefallen.

Alles in allem ist „Kostbare Tage“ ein schöner und berührender Roman, der sich gut und flüssig lesen lässt. Kent Haruf schafft es, hochemotionale Inhalte und unterschiedliche Menschen sehr ruhig und stimmig zu beschreiben.