Rezension

Berührende Geschichte

Das rote Adressbuch - Sofia Lundberg

Das rote Adressbuch
von Sofia Lundberg

Bewertet mit 4 Sternen

Doris ist 96 Jahre alt, gesundheitlich sehr angeschlagen und einsam, da die einzige Verwandte, ihre Großnichte Jenny, weit weg in den USA lebt. Abgesehen von den wöchentlichen Skype-Telefonaten mit Jenny und ihrer kleinen Familie bleibt Doris wenig Erfreuliches im Alltag. Daher flüchtet sie sich ins Schreiben, um Jenny ihre Geschichte zu vermachen, wenn sie nicht mehr lebt. Und sie hat viel zu erzählen: Geboren in sehr ärmlichen Verhältnissen in Schweden führte ihre Reise sie zunächst als Dienstmädchen zu einer wohlhabenden Dame, dann als Mannequin nach Frankreich und schließlich in die USA, wo sie ihre große Liebe suchte. Die wichtigsten Wegbegleiter hielt sie in einem kleinen roten Adressbuch fest, doch von ihnen lebt fast keiner mehr…

Eine berührende Geschichte, die mehrere Etappen der Weltgeschichte anschaulich erzählt, zunächst aus dem Blick eines jungen, naiven Mädchens, später aus Sicht einer starken Frau, die in ihrem Leben viel durchgemacht hat. Eine Lebensgeschichte anhand eines Adressbuches zu erzählen, ist eine nette Idee und passt auch sehr gut zu dem Charakter, den Sofia Lundberg der Protagonistin zugeschrieben hat. Der Schreibstil ist sehr gelungen und schafft es, den Leser zu fesseln. Darüber, dass einige Elemente der Geschichte doch ein bisschen zu viel des Guten sind, kann man mit einem Augenzwinkern hinwegsehen, das sollte in einem fiktionalen Werk erlaubt sein. Und auch wenn ich es normalerweise nicht extra erwähne: Besonders gelungen finde ich hier auch das Cover des Buches, das tatsächlich aussieht wie ein kleines rotes Notizbuch. So hat man irgendwie das ganze Buch über das Gefühl, das kleine Adressbuch in den Händen zu halten.