Rezension

Berührende Lebensgeschichte einer starken Frau

Als wir unsterblich waren - Charlotte Roth

Als wir unsterblich waren
von Charlotte Roth

Bewertet mit 5 Sternen

Berlin im Zeitenwandel. Im Jahr 1912 gibt es für Paula nichts Schöneres als mit dem Freundeskreis am Wannsee den Sommer zu verbringen. Die erste Liebe bleibt vorerst unerwidert und politische Unruhen lassen das süße Leben bitter werden. Politik und Kampf rücken in den Vordergrund.
Jahrzehnte später im Jahr 1989 begegnet Alexandra im Freudentaumel der Grenzöffnung Oliver. Beide wissen, dass sie ihre Liebe des Lebens gefunden haben. Noch wissen sie nicht, wie tief verwurzelt sie miteinander sind und dass noch Schatten aus der Vergangenheit zwischen ihnen stehen.

Charlotte Roth hat mit diesem Roman eine wundervolle Geschichte geschaffen, die die Vergangenheit lebendig und begreifbar werden läßt. Der Schreibstil ist flüssig und mitreißend. Man hat das Gefühl, hier wird eine Geschichte tief aus dem Herzen heraus erzählt. Beim Lesen entstehen Bilder, die lange nachwirken.
Je länger man liest, um so verbundener fühlt man sich mit den verschiedenen Personen. Gefühlvoll und empfindsam wird jedem Charakter  Leben eingehaucht.

Trotz aller politischen Querelen, Geld- und Hungersnot, gibt es kleine wundervolle Momente. Besonders der Wannsee taucht immer wieder in der Handlung als Ruhepol und Rückhalt des Freundeskreises auf.

Hauptfigur des Romans ist Paula. Das Leben dieser starken und beeindruckenden Frau wird mit all den schönen und grausamen Details facettenreich erzählt. Es wird ihre unangreifbare Liebe zu Clemens bewegend beschrieben. Noch intensiver finde ich aber ihr politisches und soziales Engagement zu einer Zeit, in der viele Frauen nicht den Mut und die Kraft gefunden haben, sich gegen das Regime aufzulehnen.

Zwei Handlungsstränge die in den Jahren ab 1912 und 1989 beginnen, nähern sich allmählich an und zeigen, dass Vergangenes nicht vergessen sein darf und das es Dinge gibt, die unsterblich sind.

Mich hat der Roman von der ersten Seite an umfangen und mit auf eine Reise genommen, die berührender nicht sein könnte.