Rezension

Berührender Frauenroman mit Tiefgang

Die Frauen von Long Island - Zoe Fishman

Die Frauen von Long Island
von Zoe Fishman

Bewertet mit 5 Sternen

Maggie ist alleinerziehende Mutter der kleinen Lucy und sorgt durch Putzjobs für den Lebensunterhalt, was nicht immer einfach ist.
Da erhält sie die Nachricht, dass ihre ehemalige Freundin Liza ihr ein Strandhaus im Ort Sag Harbor in den Hamptons vererbt hat. Dazu gehören noch gewisse Geldmittel allerdings auch die Auflage, dass Maggie sich um Lizas 82-jährige Mutter Edith kümmern muss.
Edith leidet unter Alzheimer im Anfangsstadium und Liza wollte offenbar ihre Mutter auf diese Art und Weise versorgen und gleichzeitig Maggie etwas Gutes tun.

Und so begleiten wir Maggie und die kleine Lucy in die Hamptons und erleben den Einzug bei Edith.
Edith ist von ihren neuen Mitbewohnerinnen überhaupt nicht begeistert, denn was soll sie mit einer völlig fremden Person und einem nervigen Kleinkind schon anfangen?
Außerdem ist sie davon überzeugt, dass sie derzeit keine Hilfe benötigt, auch wenn sie um ihre Diagnose weiß.
Das lässt sie Maggie in den Anfängen kräftig spüren. Sie ist nicht sonderlich freundlich, manchmal fast aggressiv gegenüber Maggie. Nur die kleine Lucy kann ihr manchmal ein Lächeln oder ein nettes Wort entlocken.
Aufmunterung und Humor bringt Ediths Freundin Esther ins Haus, die kein Blatt vor den Mund nimmt.
Doch bald merkt Edith, dass ihre Krankheit voran schreitet und sie ihre Erinnerungen immer mehr verlieren wird. Da entschließt sie sich, Maggie doch um Hilfe zu bitten, ihre Erinnerungen festzuhalten.

Die Autorin erzählt die Geschichte dieser ungewöhnlichen „Wohngemeinschaft“ zweier sehr unterschiedlicher Frauen sehr einfühlsam und gefühlvoll.
Die Krankheit Alzheimer, ihre Symptome und die Folgen daraus beschreibt sie sehr sensibel und authentisch. Ich konnte mich gut in Edith hinein versetzen, die langsam spürt, wie die Krankheit schlimmer wird und ihre Probleme größer. Sie will ihre Einschränkungen lange nicht wahr haben und versucht, sie zu überspielen, aber sie erkennt schon, dass sie alle ihre Erinnerungen verlieren wird. Aber Edith gibt nicht auf und wehrt sich gegen die große Leere in ihrem Kopf, so lange es geht.
Ich fand Edith wunderbar dargestellt und ihre Emotionen sind gut bei mir angekommen.
Auch Maggie ist als Charakter gut gezeichnet.
Die alleinerziehende Mutter, die diese Chance wahrnimmt, ein sorgenfreieres Leben führen zu können, aber gleichzeitig auch ihre Verantwortung gegenüber der kleinen Tochter und der kranken Edith wahrnehmen muss. Das ist keine leichte Aufgabe, besonders da Edith sie anfangs ja total ablehnt.
Beide Frauen erkennen aber im Verlauf der Geschichte, dass sie voneinander profitieren können, denn auch Maggie trägt emotionalen Ballast bezüglich Liza mit sich herum.
Schnell ins Herz geschlossen habe ich die kleine Lucy, die mit ihrer netten kindlichen Art humorvolle Momente in die Geschichte bringt.
Auch Ediths Freundin Esther sorgt mir ihrer geradlinigen Art für amüsante Momente und zeigt, wie wichtig eine gute Freundin sein kann.

Der erfrischende und mitreißende Schreibstil hat mich durch die Geschichte förmlich fliegen lassen. Es war sehr fesselnd zu beobachten, wie die beiden Frauen sich anfangs zusammen raufen müssen und dann voneinander profitieren können. Beide machen im Verlauf Veränderungen durch.
Der schöne Schauplatz in den Hamptons mit Meer und Strand und die sommerliche Athmosphäre geben der Geschichte eine gewisse Leichtigkeit. Verschiedene kleine Nebenschauplätze lockern das Geschehen auf und lenken auch mal vom Grundthema ab.

Insgesamt hat mich dieser Frauenroman sehr berührt und auch nachdenklich gemacht, denn wer kann oder möchte sich schon vorstellen, alle Erinnerungen zu verlieren und am Ende vielleicht nicht mehr zu wissen, wer man selbst ist. Ich mag da gar nicht drüber nachdenken.
Aber trotz des ernsten und bewegenden Themas bietet der Roman wirklich gute und fesselnde Unterhaltung mit Tiefgang und auch der Humor kommt an den passenden Stellen nicht zu kurz.
Für mich ist es ein Lesegenuss!

Fazit: 5 von 5 Sternen

 

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