Rezension

Berührender Krimi

Unbarmherzig - Inge Löhnig

Unbarmherzig
von Inge Löhnig

Bewertet mit 4.5 Sternen

In dem Dorf Altbruch findet die örtliche Steinmetzmeisterin menschliche Knochen. Gina Angelucci übernimmt als Spezialistin für Cold Cases die Aufklärung, und es gelingt ihr tatsächlich, die Identität der Toten aufzuklären: Es ist die ehemailige Zwangsarbeiterin Kairi aus der alten Munitionsfabrik. Während der Staatsanwalt den Fall aus politischen Gründen einstellen möchte, beißt sich Gina fest und sucht fieberhaft nach dem Motiv, wobei sie auf Nazi-Sumpf und eine alte Familienfehde in Altbruck trifft...
Inge Löhning legt mit "Unbarmherzig" ihren zweiten Krimium die Cold Case Spezialistin Gina Angelucci vor, die Partnerin von Tino Dühnfort, deren vorherige Reihe bereits große Erfolge feiern konnte.
Die Einhaltung der Reihenfolge der Krimis ist empfehlenswert, jedoch nicht zwingend.
Der Schreibstil von Inge Löhnig gefällt mir - wie immer - sehr gut und geht weit über einen simplen Regionalkrimi hinaus; auch, wenn auch "Unbarmherzig" wieder zahlreiche regionale Elemente enthält.
Im Buch laufen mehrere Erzählstränge ineinander, die letztlich zur Aufklärung führen: Das Leben im Dorf Altbruck, insbesondere die Lebensgeschichte der verwitweten Steinmetzin, die nach dem Tod ihres Mannes unter finanziellen Sorgen leidet und durch eine alte FAmilienfehde weiter leiden muss, die aktuellen Ermittlungen von Gina Angelucci und danebn (in kursiver Schrift) auch die Erlebnisse der lettischen 16jährigens Kairi, die von den Nazis verschleppt und als Zwangsarbeiterin nach Altbruck kam. Weiterhin sehen auch Gina und Tino ihr Glück in Gefahr, als eine Stalkerin das Leben und die Gesundheit ihrer kleinen Tochter bedroht  - wobei der letztgenannte Strang eher nebensächlich und kurz gehalren ist.
Die Protagonisten sind genauestens beschrieben und und gerade das Ermittlerteam ist mir ans Herz gewachsen; wobei sich auch die Bewohner des Dorfes schon bald vor dem geistigen AUge materialisieren.  Viele erkannte ich doch wieder aus dem realen Leben.
Der Spannungsaufbau verlief langsam, aber stetig aufwärts und als Leser konnte man durchaus mitraten (wobei ich früh den Täter vermutete, aber mir noch wegen des Motivs nicht sicher war).
Der Schluss war absolut logisch und befriedigend,

Berührend ist das Schicksal der MEnschen im Dritten REich; die Willkür, Hartherzigkeit und Menschenfeindlichkeit der Nazis war sehr eingänglih beschrieben und ließ mich nachdenklich zurück.

Für mich ein großartiger Krimi mit einer Aussage, der noch lange nachwirkt. Absolute Lese-Empfehlung!