Rezension

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berührender Roman über einen lebensentscheidenden Gewissenskonflikt

Ich versprach dir die Liebe - Priscille Sibley

Ich versprach dir die Liebe
von Priscille Sibley

Bewertet mit 4 Sternen

Astrophysikerin Elle und Neurochirurg Matt kennen einander von Kindesbeinen an, sind seit vier Jahren verheiratet und träumen von einem gemeinsamen Kind als Krönung ihres Glücks. Doch dieser Traum findet ein jähes Ende, als Elle von einer Leiter stürzt und mit irreparablen Gehirnverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert wird- vermeintlich.

Bevor Matt den endgültigen Entschluss fassen kann, dem Wunsch seiner Frau zu entsprechen und auf weitere lebenserhaltende Maßnahmen zu verzichten, erfährt er, dass Elle ein Kind von ihm erwartet und beschließt, dieses Baby um jeden Preis zu retten.

Ein Kampf um Elles Leben und das des ungeborenen Kindes entfacht, gegen die sensationsgierigen Medien, Patientenverfügungen und gegen die eigene Familie.

Und immer wieder muss Matt sich die eine ihn quälende Frage stellen: Was hätte Elle gewollt?

 

Wer beim Anblick des Buchcovers und beim Lesen des Titels eine allzu durchschnittliche Liebesgeschichte erwartet, der soll wissen, dass er etwas verpasst, wenn er dieses Buch ungesehen aus den Händen legt, denn dieses Buch kann viel mehr.

Priscille Sibleys Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und die von ihr gewählte Erzählperspektive der Ich-Form erleichtert es dem Leser, sich in Matts Situation hineinzuversetzen. Über weite Strecken gelingt es ihr, Matts Gefühle und Gewissensbisse authentisch darzustellen, nur an vereinzelten Stellen musste ich kurz innehalten, weil ich über eine zu langatmig geratene Ausführung eines Gedankens- meist ging es um Medizinisches- stolperte.

Der Beginn des Romans markiert zugleich für Elles Leben den Anfang vom Ende und hätte darum nicht klüger gewählt werden können: Angesiedelt nach Elles Einlieferung in die Notaufnahme lernt der Leser Matt kennen, der, von einem Kollegen in Alarmbereitschaft versetzt, ins Krankenhaus eilt. Die Geschichte entfaltet sich fortan in zweierlei Richtungen: Durch Rückblenden ermöglicht Priscille Sibley dem Leser einen Einblick in die Vergangenheit des Paares und gibt die Gelegenheit zu erkennen,  was den beiden widerfahren ist, aus welchen Gründen sie eine Entscheidung für oder gegen lebensverlängernde Maßnahmen, für oder gegen ein Baby treffen würden. Überdies bieten die Blicke auf die vergangenen Jahre durch das -im Laufe des Romans zunehmende- Einbringen von Tagebucheinträgen die einzigartige Möglichkeit, auch Elle eine Stimme zu geben.

Gleichzeitig entwickelt sich die Geschichte in der Gegenwart fort und spitzt sich auf die alles entscheidende Frage zu, ob Elle weiterleben darf und muss, damit das ungeborene Baby eine Chance zum Überleben erhält.

 

Ich finde es schwierig zu formulieren, was genau mich an dem Roman so sehr berührt hat.

Die eingeflochtene, dominante Thematik des Am-Leben-Erhaltens einer hirntoten Frau wegen eines ungeborenen Kindes bildet das Gegenstück zu einem –auch rechtlich sehr umstrittenen- Problem, das in der Öffentlichkeit weitaus häufiger diskutiert wird: Der Behandlungsabbruch. Ihnen gemein ist ein Aspekt, der auch in diesem Roman Berücksichtigung findet: Eine wirksame Patientenverfügung nimmt den Angehörigen die Verpflichtung ab, zu entscheiden, was geschieht und bringt vor allem Klarheit. Sie ändert jedoch nichts an den Zweifeln und den Schuldgefühlen, die ein jeder Betroffene in solch einer Situation empfindet.

Vielleicht liegt es daran, dass auch ich mich mit der Thematik noch nicht oft genug auseinandergesetzt habe und deshalb Matts Dilemma durchaus nachempfinden kann, möglicherweise ist es auch die überwältigende Liebe zwischen Matt und Elle, die sich mit jedem gelesenen Satz immer deutlicher in den Vordergrund schob, letztlich hat mich der Roman aber trotz kleinerer Schwächen überzeugt.

Er wird vermutlich nicht zu den einigen wenigen Romanen gehören, die mich auch Jahre später noch verfolgen, dafür empfand ich das Ende als zu vorhersehbar und die Handlung an manch einer Stelle zu klischéebehaftet, dennoch wird die Geschichte von Matt und Elle erst einmal für eine Weile in meinem Gedächtnis bleiben.