Rezension

Berührendes, aber grausames Märchen

Das Labyrinth des Fauns
von Cornelia Funke Guillermo Del Toro

Bewertet mit 4.5 Sternen

Während des Krieges, 1944 in Spanien, zieht Ofelia mit ihrer schwangeren Mutter zum Stiefvater in eine alte Mühle, mitten in den tiefsten Wäldern. Dort macht der verhasste Eindringling in ihre Familie, der "Wolf", wie Ofelia ihn nennt, Jagd auf Rebellen. Die Grausamkeit des Mannes, aber auch die Hilflosigkeit ihrer Mutter lassen Ofelia Trost und Zuflucht in ihren Büchern suchen und bald auch in der magischen Welt, die sie im Wald hinter der Mühle entdeckt. Tief in einem Labyrinth begegnet Ofelia dem Faun. Er ist auf der Suche nach der verschwundenen Prinzessin Moanna - ist sie jetzt endlich in Ofelias Gestalt zurückgekehrt? Um das herauszufinden, stellt der Faun ihr drei Aufgaben. Ofelia muss feststellen, dass es Grausamkeit und Blutdurst in beiden Welten gibt, aber genauso tiefe Freundschaft und unverbrüchliche Treue. Und manchmal gibt es selbst in der größten Hoffnungslosigkeit noch einen Ausweg...

Ich fand den Beginn der Geschichte wunderschön. Das Mädchen, das sich in die Märchenwelt seiner Bücher flüchtet, um die Realität nicht ertragen zu müssen. Die magischen Momente und Begegnungen, die außer ihr keiner bemerkt. Cornelia Funke schreibt wunderbar, sehr bildgewaltig und gefühlsstark. Viele Formulierungen treffen einfach absolut auf den Punkt. Und die Märchen, die dazwischen erzählt werden, verleihen der Geschichte einen ganz eigenen Reiz. Aber schon bald nach dem Beginn wird die Handlung sehr grausam - in beiden Welten. Manche Schilderungen sind wirklich schwer zu ertragen, und so geht man als Leser durch enorme Wechselbäder der Gefühle: von begeistert und berührt über tieftraurig und vollkommen hoffnungslos zu entsetzt und abgestoßen... das macht das Lesen an manchen Stellen ziemlich schwer. Ich bin nicht sicher, ob ich dieses Buch noch einmal lesen würde - aber es einmal gelesen zu haben war auf jeden Fall ein Gewinn.