Rezension

Berührendes ruhig gehaltenes Buch

Die Zeit und was sie heilt - Kit de Waal

Die Zeit und was sie heilt
von Kit de Waal

Bewertet mit 4 Sternen

Die Zeit und was sie heilt von Kit de Waal

erschienen bei Rowohlt Hundert Augen

 

Zum Inhalt

 

In einem englischen Küstenort hat Mona einen Laden für Künstlerpuppen. Immer wieder betreten stille Frauen ihr Geschäft. Sie kommen aus einem Kreis für Mütter totgeborener Kinder. Und Mona versucht, den Trauernden mit Hilfe der Puppen Erlösung zu bringen.
Die Arbeit ist Mona wichtig. Sie selbst kann jene Nacht nicht vergessen, als die IRA ein grausames Bombenattentat verübte und sie alles verlor...

(Quelle: Verlag)

 

Zum Buch

 

Dieses Buch war mal etwas ganz anderes als das, was ich sonst so lese. Ob ich diesen Ausflug bereut habe oder nicht – lest selbst ;)

 

Die Story wird in der dritten Person geschildert und handelt von der Puppenmacherin Mona und ihrem Leben. Mona ist 60 Jahre alt und stellt seit 23 Jahren Puppen her. Sie lässt sich immer wieder etwas Neues einfallen und macht ihre Arbeit gerne. Die Geschichte wird nicht nur in der Gegenwart erzählt, es gibt auch jede Menge Rückblicke. In denen wird Monas Kindheit angerissen, aber hauptsächlich befinden wir uns in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Zu der Zeit ist Mona Anfang zwanzig und nach England ausgewandert. Mir gefiel es zu sehen, wie sehr sich Mona im Laufe der Zeit verändert hat. Ich hatte das Gefühl, zwei verschiedene Frauen vor mir zu sehen, nicht ein und dieselbe. Mona hatte es nicht immer leicht im Leben und dies erklärt wahrscheinlich mit, warum sie heute die ist, die sie ist.

Die Rückblicke beziehen sich mitunter auf eine Zeit, in der die IRA Bombenanschläge verübte und Iren in England nicht so gern gesehen waren. Es tauchen hier viele Nebensächlichkeiten auf, aber genau das macht das Buch aus.

 

Nach dem Klappentext hatte ich erwartet, dass es die ganze Zeit um Frauen geht, die ihre Kinder verloren haben. Ich hatte gedacht, dass dieses Buch sicherlich sehr deprimierend und emotional werden würde. Aber ich habe etwas anderes vorgefunden. Ich konnte hier auf das Leben einer starken Frau blicken, die sich (leider nicht freiwillig) wahnsinnig entwickelt hat. Durch ihren eigenen Verlust, ihre Trauer, ihr Alleinsein und vor allem ihre Tapferkeit schafft sie es, anderen Frauen in ihrer Trauer beizustehen. Sie wendet dabei eine für mich etwas gewöhnungsbedürftige Methode an, aber die ganze Art und Weise und auch der Erfolg waren faszinierend mitanzusehen. Doch dies ist nur ein kleiner Teil und wird auf nur wenigen Seiten dargestellt. Durch die Rückblicke wird der Leser nach und nach verstehen, warum sich Mona so verhält, wie sie es tut. Stellenweise fand ich es etwas unklar und auch leicht verwirrend – gerade zum Ende des Buches hin. Aber vielleicht geht es auch eher darum zu verstehen, wie grausam das Leben sein kann. Wie man sich trotz harter Schicksalsschläge zurück ins Leben kämpfen kann. Was Liebe mit einem macht, was Trauer mit einem macht und wie man Verluste verarbeiten kann. Dass es sich lohnt, morgens wieder aufzustehen und weiter zu machen!

 

Kit de Waal hat mit diesem Buch etwas geschaffen, das den Lesern Mut machen soll. Es ist eine Geschichte mit guten und schlechten Zeiten, mit Liebe und Verlust. Aber es ist keine Geschichte, die einen deprimiert – da kann ich mich den Stimmen auf der Rückseite des Schutzumschlags nur anschließen. Man hat hier eine realistische Geschichte einer starken Frau vor sich, die genau den Nerv trifft. Den Titel finde ich übrigens auch sehr gut, denn ich persönlich mag den Spruch „Die Zeit heilt alle Wunden“ nicht. Das tut sie nicht, sie lässt Wunden – meiner Meinung nach – nur verblassen, aber ein Rest Schorf bleibt immer zurück …

Das Setting mit Irland und England gefiel mir richtig gut und auch die Atmosphäre der siebziger Jahre war deutlich spürbar. Mir hat das Buch wirklich gut gefallen und ich kann es euch nur ans Herz legen. Taschentuchalarm ist weitgehend ausgeschlossen, aber die Story berührt.

 

 

 

Zum Autor

 

Kit de Waal wurde in Birmingham als Tochter einer Irin und eines karibischen Vaters geboren. Fünfzehn Jahre arbeitete sie in der Familienhilfe, sie ist Coach und Spezialistin für Familienrecht und Adoptionsfragen. Daneben studierte sie Creative Writing in Oxford. Ihr erster Roman, «Mein Name ist Leon» war ein Riesenerfolg und wurde 2017 mit dem wichtigsten irischen Literaturpreis ausgezeichnet.

 

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416 Seiten

übersetzt von Katharina Naumann

ISBN 978-3-644-00175-6

Preis: 22 Euro

erschienen bei https://www.rowohlt.de/verlage/rowohlt-hundert-augen

https://www.rowohlt.de/hardcover/kit-de-waal-die-zeit-und-was-sie-heilt....

 

© Cover und Zitatrechte liegen beim Verlag

 

An dieser Stelle möchte ich mich noch recht herzlich beim Verlag für die Bereitstellung dieses Exemplars bedanken!