Rezension

Berührendes Schicksal eines afghanischen Jungen

Im Meer schwimmen Krokodile - Fabio Geda

Im Meer schwimmen Krokodile
von Fabio Geda

Bewertet mit 4.5 Sternen

Im Meer schwimmen Krokodile erzählt die wahre Geschichte von Enaiat, einem afghanischen Jungen, wie er es als Flüchtling von Afghanistan nach Italien schaffte.

Im Alter von ungefähr 10 Jahren bringt seine Mutter ihn über die Grenze nach Pakistan, weil er im heimischen Dorf nicht mehr sicher vor den Taliban ist. Von Pakistan aus muss Enaiat alleine seinen Weg finden. Seine Reise ist beeindruckend, voller Gefahren und Unsicherheiten, über mehrere Jahre. Illegale Grenzüberquerungen, ob zusammengekauert im LKW, zu Fuß über die eisigen Berge oder im Schlauchboot ohne Schwimmweste übers Mittelmeer. Im Park schlafen, auf Olympia-Baustellen arbeiten – all das musste Enaiat durchmachen – allein. Unterwegs traf er immer wieder hilfsbereite Menschen und Leidensgenossen, doch das Leid der Armut und das Wissen, dass viele den Weg nicht geschafft haben, bleiben nach der Lektüre des Buches im Gedächtnis.

 

Das Buch ist flüssig zu lesen, ähnlich wie eine Erzählung von jemandem, der gegenüber sitzt. Zwischendurch wird der Erzählfluss von Nachfragen des Autors unterbrochen, diese fand ich zwar nicht immer hilfreich, aber auch nicht als störend. Ein wenig kam immer wieder der kindliche Unterton durch, Enaiat war schließlich ein Kind, als er diese Reise auf sich nahm. Das Buch ist in einzelne Kapitel für jedes Land, das er durchreiste, aufgeteilt, alles in allem sehr stimmig nach meinem Empfinden.

 

Auch wenn mir zeitweise ein wenig die Reflexion fehlte, so war das Buch absolut lesenswert und rührend. Wir haben es hier in Europa so gut und sind uns dessen oft nicht bewusst. Die Schicksale der vielen Flüchtlinge sind so vielfältig, es lohnt sich damit zu beschäftigen. Um besser zu verstehen und die eigenen Lebensumstände besser wertschätzen zu können.