Rezension

Berührt und irritiert gleichermaßen

Ein fauler Gott - Stephan Lohse

Ein fauler Gott
von Stephan Lohse

Bewertet mit 4 Sternen

"Ein fauler Gott" ist der Debütroman des Autors Stephan Lohse und wirklich ein beachtliches Werk. Der Autor nähert sich einem sehr sensiblen Thema sehr angemessen, denn es geht um den Tod eines Kindes. In diesem Jahr gab es bereits einige tolle Bücher zum Thema Tod und Verlust in den Neuerscheinungen zu lesen, gerade dieses Buch beschreibt jedoch durch den plötzlichen und unverständlichen Tod des kleinen Jonas eine echte Tragödie.
Zurück bleiben Ben, 11 Jahre alt, und seine Mutter. Obwohl die Geschichte vorwiegend mit Bezug zu Ben geschrieben ist, wird auch die Trauerverarbeitung der Mutter ausreichend beleuchtet.
Wie der Titel schon vermuten lässt, ist es ein besonderes Buch. Es steigt sehr stark ein und hat mich spontan unglaublich gepackt. Die Beerdigung des kleinen Jonas hat mich so berührt, dass ich wirklich in Tränen aufgelöst war. Im Verlauf wurde die Geschichte dann nicht weniger interessant, aber teilweise schon etwas merkwürdig. Hierbei hat mich gestört, dass viele Handlungsstränge aufgenommen und dann nicht so recht weitergeführt werden, da alles sehr episodisch wirkt. Es gibt einige wunderbare Nebenfiguren wie den Nachbar Hr. Gäbler, die für mich noch mehr genutzt werden könnten. Gerade die Gespräche mit diesem Nachbarn sind toll geschrieben, beinahe poetisch, und insgesamt ist es ein Buch, aus dem der interessierte Leser viele tolle Zitate mitnehmen kann und wird!
Ich muss sagen, dass ich zwischen dem 2. und dem letzten Drittel des Buches einen kleinen "Hänger" hatte, da die Geschichte schon etwas absonderlich wird und teilweise sehr viele Details genannt werden. Das hat den Lesefluss für mich etwas gestört, daher 1 Stern Abzug.
Insgesamt ein starker Debütroman mit kleinen Schwächen, der nicht unbedingt leicht zu lesen, aber für literarisch interessierte Leser sehr empfehlenswert ist.