Rezension

Berührt und regt zum Nachdenken an

Das Haus der Frauen - Laetitia Colombani

Das Haus der Frauen
von Laetitia Colombani

Bewertet mit 5 Sternen

Die erfolgreiche Anwältin Solène lebt in Paris. Als einer ihrer Mandanten, nach einem harten Urteil, mit dem Solène und er nicht gerechnet hatten, eine folgenschwere Entscheidung trifft, erleidet Solène einen Zusammenbruch. Sie zieht sich nicht nur vollkommen zurück, sondern stellt ihr ganzes Leben in Frage. Dann besinnt sie sich auf ihr Talent, mit Worten umzugehen und beschließt, es ehrenamtlich als Schreiberin in einem Frauenhaus einzusetzen. Dort trifft sie auf unterschiedliche Schicksale. Sie hilft den Frauen, Briefe zu schreiben und lernt sie dadurch besser kennen. Solènes Sicht auf sich selbst und die Schicksale um sie herum, beginnt sich zu wandeln. Dabei setzt sie sich auch mit der Geschichte des Frauenhauses auseinander, das vor 100 Jahren, allen Widerständen zum Trotz, von Blanche Peyron und ihrem Mann Albin gegründet wurde.... 

 

Genau wie in ihrem Debütroman "Der Zopf",  versteht es die Autorin Laetitia Colombani wieder hervorragend, unterschiedliche Schicksale eindringlich miteinander zu verknüpfen. In "Das Haus der Frauen" steht im aktuellen Handlungsstrang die erfolgreiche Anwältin Solène im Zentrum der Ereignisse. Sie wirkt sehr authentisch, wobei ihre Gedanken und Gefühle nachvollziehbar vermittelt werden. Die unterschiedlichen Schicksale, die ihr im Frauenhaus begegnen, gehen nicht nur ihr nahe, denn wie werden so lebendig geschildert, dass man alles vor Augen hat, ganz in die Handlung eintauchen und die Gefühle nachvollziehen kann. Natürlich herrscht an dem Zufluchtsort der vielen Frauen nicht nur Sonnenschein. Es kommt auch immer wieder zu Konflikten. Doch es gibt auch kleine Erfolge, an denen man sich gemeinsam mit Solène erfreuen kann. 

 

In einem weiteren Handlungsstrang wird man in die Vergangenheit geführt und lernt dort Blanche Peyron und ihren unermüdlichen Einsatz für die Armen kennen. Man erfährt mehr von ihr und ihrem Wirken. Dabei beobachtet man, wie es dazu kam, dass der Schutzort für die Frauen überhaupt entstehen konnte. Beide Erzählstränge sind durchgehend interessant. Laetitia Colombanis Schreibstil wirkt einfach, aber wunderbar zu lesen und überrascht stellenweise durch beinahe poetische Zeilen. Man kann sich dadurch nicht nur ganz auf die Handlung einlassen, sondern überdies jede Zeile genießen. Dabei wird man oft eindringlich zum Nachdenken angeregt. Denn es gelingt ihr hervorragend, historische Fakten aus dem Leben und Wirken von Blanche Peyron, mit der fiktiven Geschichte der Anwältin Solène zu verknüpfen. 

 

Ein eindringlich geschilderter Roman, der berührt und zum Nachdenken anregt.