Rezension

Berührt und regt zum Nachdenken an

Hannah und ihre Brüder - Ronald H. Balson

Hannah und ihre Brüder
von Ronald H. Balson

Bewertet mit 5 Sternen

Bei einer Gala im Chicagoer Opernhaus kommt es zu einem Eklat. Der hochangesehene jüdische Bürger Elliot Rosenzweig wird von Ben Solomon beschuldigt, nicht der zu sein, für den er sich ausgibt und darüber hinaus mit einer Waffe bedroht. Ben Solomon behauptet, dass Elliot als Otto Piontek in seiner jüdischen Familie in Polen aufwuchs, während des Krieges zum einflussreichen SS-Offizier aufstieg, die Familie letztendlich verriet und um ihr Vermögen brachte. Außerdem soll er für das Leid und den Tod unzähliger Menschen verantwortlich sein. Elliot Rosenzweig bestreitet das entschieden. Doch Ben Solomon nimmt Kontakt zu Privatdetektiv Liam Taggart auf, um das Gegenteil zu beweisen. Liam versucht daraufhin die Anwältin Catherine Lockhart für den Fall zu gewinnen. Gemeinsam beginnen Ben, Catherine und Liam die Vergangenheit aufzurollen und nach Beweisen zu suchen, die Bens Anschuldigungen untermauern. Doch hat Ben wirklich den richtigen Mann im Visier oder irrt er sich nach all den Jahren? 

Der Einstieg in diesen Roman gelingt mühelos. Denn Autor Ronald H. Balson versteht es vom ersten Moment an, das Interesse an der Geschichte zu wecken. Die Handlung ist in zwei Stränge unterteilt. In der Gegenwart beobachtet man Ben, Anwältin Catherine und Privatdetektiv Liam dabei, wie sie die Wahrheit ans Licht bringen wollen. Die Ereignisse, die sich in der Vergangenheit zugetragen haben, werden von Ben in der Ich-Form geschildert. Er erinnert sich genau, was damals geschah und beginnt den beiden eindrucksvoll seine Geschichte zu erzählen. Das gelingt ihm so lebhaft, dass man beinahe meint, ihm selbst gegenüber zu sitzen und seinen Worten zu lauschen. Ben holt dabei ziemlich weit aus, doch er weiß genau, warum er seine Erinnerungen auf diese Weise schildert. Er besitzt ein unglaubliches Erzähltalent. Deshalb ist man schon früh mitten im Geschehen und wird von seinen Worten mitgerissen. Handlungsorte und Protagonisten erwachen dabei regelrecht zum Leben. Man hat das Gefühl, Bens Familie selbst zu kennen und beginnt, mit ihnen mitzufiebern, zu hoffen und zu bangen. 

Da Bens Erinnerungen aufwühlend sind und tief berühren, ist man dankbar für die kleinen Atempausen, die einem durch die Wechsel in den Handlungsstrang der Gegenwart gegönnt werden. Hier kommt allerdings keine Langeweile auf, denn Elliot Rosenzweig wehrt sich entschieden gegen die Behauptungen und fährt schwere Geschütze auf. Deshalb verfolgt man auch hier den weiteren Verlauf gespannt und hofft, dass es Gerechtigkeit geben wird. 

Mich hat diese Geschichte vom ersten Moment an in ihren Bann gezogen. Beide Erzählstränge konnten mich gleichermaßen begeistern, sodass ich das Buch beinahe in einem Rutsch verschlungen habe. Ich mochte manchmal kaum glauben was ich las, habe mit Ben und seiner Familie mitgefiebert und gehofft, dass alles zu einem guten Ende kommt. Das Buch hat mich tief berührt und zum Nachdenken angeregt. Auf meiner persönlichen Bewertungsskala bekommt diese Erzählung deshalb alle fünf Sternchen und eine begeisterte Leseempfehlung!