Rezension

Beschaulich

Tod an der Wien - Beate Maly

Tod an der Wien
von Beate Maly

Bewertet mit 4 Sternen

Die pensionierte Lateinlehrerin Ernestine Kirsch liebt Operetten, und so schleppt sie ihren Bekannten Anton Böck, Apotheker, in die Premiere der „Gelben Jacke“ ins Theater an der Wien. Anton gefällt die Musik, Ernestine zuliebe nimmt er sie in Kauf. Star der Operette ist Hermine Egger, eine schwierige, schon etwas ältere Sängerin, die mit vielen „ins kurze Gras“ geraten war, wie sich im Laufe der Ermittlungen herausstellt.

Ermittlungen im herkömmlichen Sinne finden nicht wirklich statt. Zwar ermittelt ein ehemaliger Schüler Ernestines als Kommissar, doch da der Fall der toten Sängerin als Unfall durchgeht, kümmert er sich eher um Antons verwitwete Tochter Heide als um den Fall.

Doch Ernestine, die ein glühender Fan von Hermine Egger war, ahnt, dass die Ungereimtheiten, die bei den polizeilichen Untersuchungen aufgetaucht sind, einen Mord nahelegen. Deshalb beginnt sie zu ermitteln.

Der Roman spielt im Wien der Zwanziger Jahre und vermittelt viel Atmosphäre und Zeitgeist. Ernestine und Anton sind ein interessantes Ermittlerpaar, zwischen denen sich wohl zarte Liebesbande entwickeln.

Neben dem offensichtlichen Fall geht es auf einer zweiten Eben auch um die Situation an österreichischen Schulen in dieser Umbruchzeit. Die Bandbreite reicht vom Prolog, der in einem sadistisch-strengen Internet spielt, bis zu der Schule, die für Antons Enkelin Rosa ausgesucht wurde, die nach den Prinzipien Maria Montessoris arbeitet.

Insgesamt lebt der Krimi eher vom Ambiente und den interessanten Figuren, von der humorvollen Erzählweise und den mannigfaltigen Informationen aus den Zwanziger Jahren.

Der Fall entwickelt sich gegen Ende zwar auch noch, richtig spannend wird es aber nicht, dazu ist das Motiv zu vorhersehbar. Außerdem spielt Kommissar Zufall den Ermittlern mehrmals in die Hände, und Ernestine erweist sich ausgerechnet an entscheidender Stelle als unzuverlässige Erzählerin.