Rezension

Besonderer, feinsinniger Liebesroman

Blaue Nächte - Rebekka Knoll

Blaue Nächte
von Rebekka Knoll

"Blaue Nächte" von Rebekka Knoll ist eins meiner Jahreshighlights, da es sich angenehm von anderen Liebesromanen abhebt.

Mich hat das Buch von der ersten Seite in seinen Bann gezogen. Der Prolog war schon packend und hat mitgerissen. Bis zum Ende wurde diese Spannung aufrecht gehalten, die daraus resultiert, dass der Leser sich fragt, ob man diese eine große Liebe, die man im Leben findet, je vergessen kann oder man doch immer wieder zueinander findet.

Der Schreibstil ist außergewöhnlich und gibt gute, tiefe Einblicke. Die Geschichte wird zum Teil aus Sicht von Milena in der modernen Zeit erzählt. Sie ist eine interessante junge Frau. Ich mag ihre verträumte, eher ungewöhnliche Art sehr. Milena hält an ihrer Liebe zu Patrick fest, obwohl sie sich seit 10 Jahren nicht mehr gesehen haben. "Aber glaubst du, es gibt d i e Verliebtheit, die sich danach nie wieder reproduzieren lässt, weil sie so stark ist und nur zu einem einzigen Menschen gehört?" Das fragt sie gleich nach ihrer ersten Begegnung mit Paul ihre beste Freundin Ivy und auch lange danach bleibt Paul noch immer Gesprächsthema zwischen den beiden. Ivy ist wesentlich abgeklärter als Milena, ist aber auch sehr sympathisch und bildet einen tollen Gegenpol.

Der in der Vergangenheit liegende Teil der Geschichte wird in Einschüben nach und nach erzählt. Eine Besonderheit besteht darin, dass dies in Form eines Briefes mit dem Titel "Blaue Nächte" passiert, den Emil für Lotte geschrieben hat. "Unsere Nacht bleibt blau in diesem Brief. Lang und tief und hungrig und verborgen und weich und wach und jung und so azurblau."
Ich liebe solche Besonderheiten im Erzählstil. Und ebenso besonders und auch rührend ist die Liebesgeschichte zwischen Emil und Lotte. Mit jeder Seite, jedem Satz berührte und begeisterte mich die Geschichte immer mehr. Denn es ist so nah an der Realität, all die verpassten Chancen und Gelegenheiten, das Verpflichtungsgefühl. Der Wunsch alles richtig zu machen, ein ehrenhafter, charakterstarker Mensch zu sein und gleichzeitig der Wunsch einfach nur glücklich sein zu können. Ich empfinde es gerade deshalb so traurig und berührend, weil es unglaublich menschlich und nachvollziehbar ist. Ein Buch, das nicht nur Schwarz und Weiß und Rosarot ist, sondern auch all die vielen Facetten dazwischen abbildet. Einige Sätze und Wörter sind zudem ebenso besonders und wunderschön, wie die Liebe zwischen Emil und Lotte und auch teils genauso traurig. Besonders schön habe ich die Kaugummiblasenmomente empfunden, da durch diese Formulierung so gut deutlich wird, dass manche Momenten fragil sind und schnell kaputt gehen können. "Kaugummiblasenmoment, der: ein Augenblick, der sich wie eine Kaugummiblase ausdehnt, in dem man denkt, man hätte ewig Zeit, um genau das Richtige zu sagen - und dann zerplatzt er."

Ich habe länger kein Buch mehr gelesen, das mich emotional so mitgenommen und zu Tränen gerührt hat. Ein Buch, wo man so sehr mitfiebert und hofft und den Protagonisten am liebsten zurufen will, dass sie doch füreinander bestimmt sind und aufeinander warten sollen, sich entscheiden sollen.

"Blaue Nächte" von Rebekka Knoll ist ein besonderer, feinsinniger Liebesroman. Mich hat die Geschichte sehr berührt. Gern spreche ich eine klare Leseempfehlung aus.

Kommentare

lynas_lesezeit korrigierte am 21. März 2020 um 23:17

"Milena hält an ihrer Liebe zu Paul fest, obwohl sie sich seit 10 Jahren nicht mehr gesehen haben."