Rezension

Besonderes Krimi-Highlight!

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle - Stuart Turton

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle
von Stuart Turton

Bewertet mit 5 Sternen

Dieses Buch ist etwas besonders. So einen Krimi gab es (soweit ich weiß) bisher selten.

Die männliche Hauptfigur, die zunächst selber nicht weiß, wie sie heißt, erwacht jeden Tag in einem anderen Körper, um den Mord an Evelyn Hardcastle aufzuklären. Er weiß zu Beginn nicht, was mit ihm geschieht und möchte dieser unangenehmen Situation entkommen. Als er versteht, dass dies nicht ohne Aufklärung des Verbrechens möglich ist, akzeptiert er die Tatsachen und versucht herauszufinden, wer Evelyns Mörder ist.

Je weniger man vor Beginn des Lesens über das Buch weiß, desto besser. Es gibt viele unvorhersehbare Wendungen, die der Geschichte eine große Spannung verleihen, weshalb man unbedingt den Ausgang der Geschichte erfahren möchte. Immer wieder fragt man sich, auf welcher Seite manche Personen stehen. Wenn der Leser glaubt, dass ein Charakter gute oder böse Absichten hat, wird man mit neuen Wendungen überrascht und man muss seine Schlussfolgerungen überdenken.

In der Geschichte sind sehr viele Figuren vorhanden, die man aber sehr gut voneinander unterscheiden kann. Sie alle sind einzigartig und haben ihre Stärken und Schwächen. Manche von ihnen waren sympathisch, andere hingegen (gewollt) unsympathisch, aber auf jeden Fall glaubwürdig.

Es gibt sehr viele unterschiedliche Handlungen und Geschehnisse, die zusätzlich mit der Anzahl der Personen und deren Verwicklungen die Geschichte vielschichtig und komplex gestalten. Dem Autoren gelingt es jedoch, die verschiedenen Fäden am Ende gut miteinander zu verbinden und zu einer logischen Auflösung zu verweben. Auch zum Schluss gibt es noch einige Wendungen, mit denen man so nicht gerechnet hätte. Kaum glaubt man, man wäre auf die richtige Antwort gekommen, entdeckt man, dass es noch Widersprüche und Fragen gibt, weshalb die geglaubte Lösung nur zur Hälfte richtig ist.

Obwohl die Geschichte in der Ich-Perspektive verfasst ist und ich dies in der Regel nicht sonderlich mag, hatte ich bei diesem Buch keine Probleme damit. Es war sogar notwendig, da man dadurch genauso viele oder wenige Informationen zur Lösung bekam wie der Protagonist. Ebenso die Präsens-Form war hier erforderlich, damit dem Leser verborgen blieb, wie die Zukunft der Figur aussehen könnte.

Moralische Fragen werden ebenfalls aufgeworfen, über die man sich über das Buch hinaus noch Gedanken machen kann.

Mit der Auflösung bin ich sehr zufrieden. Gerne hätte ich noch mehr über die weiteren Geschehnisse erfahren, obwohl es sicher seinen Reiz hat, wenn den Lesern die eigenen Vorstellungen überlassen werden.

Förderlich war sicherlich eine Karte des Anwesens und der Räume, bei denen festgehalten wurde, welcher Charakter dort übernachtet. Diese Karte befindet sich vorne und hinten im Buch und hat mir immer wieder geholfen, mich zurecht zu finden. Ebenfalls ist eine Einladung zum Ball vor dem ersten Kapitel abgedruckt, bei der die wichtigsten Personen und deren Berufe oder Beschäftigungen erwähnt werden.

Das Anwesen lässt einen gleich an englische Krimis denken und auch die Personen mit der "feinen" Gesellschaft sowie die Hausangestellten könnten gut aus einem Roman von Agatha Christie entsprungen sein. Dies macht den Charme der Geschichte aus. Zudem wird man an Filme wie "Und täglich grüßt das Murmeltier" erinnert (was auch auf der Rückseite des Buches erwähnt wird). Auch an Zeitreisegeschichte und sogar an Computer-Rollenspiele musste ich denken.

Ich würde jedem dieses Buch empfehlen, der es etwas komplexer mag und selber gerne bei Geschichten miträtselt. Krimi-Leser, die mal einen etwas anderen Kriminalroman lesen wollen, sind hier bestens aufgehoben, aber auch für Neulinge dieses Genre könnte dies ein guter Einstieg sein. Erwähnt werden sollte aber, dass es für manche Menschen auch zu brutal sein könnte und man nicht allzu empfindlich sein sollte. Deshalb könnte man das Buch auch dem Genre Thriller zuordnen. Wenn man kein Problem damit hat, hat man einen tollen und spannenden Roman vor sich, der mit seiner Atmosphäre perfekt in die herbstliche Jahreszeit passt