Rezension

Besonders (aber nicht nur) das Setting überzeugt

Echo der Toten. - Beate Sauer

Echo der Toten.
von Beate Sauer

Bewertet mit 5 Sternen

Januar 1947, es herrscht ein harter Winter, der den Menschen, denen es so kurz nach dem Krieg sowieso an vielem mangelt, noch mehr zusetzt. In der Eifel wird ein Schwarzhändler ermordet, der in seinem Warenbestand auch Dinge hatte, die offenbar aus britischen Beständen kommen, weswegen die britische Militärpolizei zu den Ermittlungen hinzugezogen wird. Da ein kleiner Junge Zeuge der Tat war, wird Friederike Matthée von der weiblichen Polizei aus Köln angefordert.

Ein Kriminalroman, der so kurz nach dem Krieg spielt, dazu eine weibliche Polizistin, und der Schauplatz in Köln und Umgebung – das musste ich einfach lesen. Und um es vorwegzunehmen: Der Roman hat meine Erwartungen noch positiv übertroffen. Der Autorin ist es gelungen, die Nachkriegszeit lebendig werden zu lassen, man sieht sie vor sich, die Ruinen, die Menschen, denen es an allem fehlt, und die trotzdem versuchen, das beste daraus zu machen, aber auch die, die immer noch von Hass zerfressen sind und bei allen anderen die Schuld suchen, nur nicht bei sich selbst, und auch die beiden Protagonisten, neben Friederike der Ermittler der Royal Military Police, Richard Davies, die beide mit ihren eigenen Erinnerungen fertig werden müssen. Da ich schon lange in Köln leben, und die meisten Schauplätze kenne, konnte ich die Wege der beiden sehr gut nachvollziehen und mir den Unterschied von damals und heute klar machen. Aber ich denke, auch wer die Örtlichkeiten nicht kennt, kann den Roman mit Gewinn lesen.

Sowohl Friederike als auch Richard wurden mir sehr schnell sympathisch, beide sind trotz allem menschlich geblieben und stellen sich auch schon einmal gegen jene, denen diese Eigenschaft fehlt. So kurz nach dem Krieg gibt es noch viele, die das gerade überstandene Regime „gar nicht so schlecht“ fanden und sich auch entsprechend benehmen. Voreingenommenheiten und Ressentiments sind noch weit verbreitet und machen auch die Ermittlungen schwierig.

Der Fall ist interessant und passt gut in die Zeit, ohne Schwarzhandel hätten viele damals nicht überleben können, aber dennoch war der Händler kein Wohltäter. Dass hinter der Tat womöglich etwas ganz anderes steckt, zeigt sich erst im Laufe der Geschichte, aber auch dieser Hintergrund ist natürlich in der Zeit verankert und die Auflösung nachvollziehbar.

Mich hat der Roman sehr schnell gepackt und in eine Zeit entführt, die ich Gott sei Dank nicht selbst erleben musste. Ich habe Respekt und Mitleid empfunden, aber auch Beklemmung und Ärger – die Autorin hat es geschafft, mir diese Zeit nahe zu bringen und mich Neues gelehrt (besonders durch das sehr interessante Nachwort). Ich musste auch viel an meine Familie denken, und wie es ihren Mitgliedern damals ging.

„Echo der Toten“ ist der erste Band einer Reihe, der zweite ist bereits erschienen und wird von mir aktuell gelesen – ich hoffe auf viele weitere Bände. Ich vergebe gerne volle Punktzahl und eine Leseempfehlung für alle, die gerne historische (Kriminal)Romane lesen.