Rezension

Besonders – in jeder Hinsicht

Die Schöpfer der Wolken - Marie Graßhoff

Die Schöpfer der Wolken
von Marie Graßhoff

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt: Ciara sieht die Träume anderer Menschen – doch ihr Bruder, der Schriftsteller Koba, ist der Einzige, der davon weiß. Als er auf unerklärliche Weise verstirbt, bricht für Ciara eine Welt zusammen. Sie folgt seinem letzten Wunsch und reist nach Shanghai, um sein neuestes Manuskript einem dubiosen Verleger zu überreichen. Doch in der fremden Stadt trifft sie plötzlich auf Menschen wie sie selbst. Menschen mit besonderen Fähigkeiten. Als Erdbeben die Welt zerbrechen lassen und diese damit langsam zerbricht, begeben sich die jungen Erwachsenen gemeinsam auf die Suche nach dem wahren Grund ihrer Talente und nach dem Grund, wieso die Welt einfach zerfällt…

 

 

Der Story-Stapel

Erster Satz: „Koba. Ich kann nicht schlafen, denn seit du nicht mehr da bist, ist das Haus so kalt wie meine Gedanken.“

Die Geschichte ist unglaublich komplex und als Leser kann man die ganze Zeit mit raten, wie die Zusammenhänge sind und wie die Bedeutung einzelner Kapitel im großen Ganzen zu sehen ist. Die Kapitel werden aus unterschiedlichen Sichten, Orten und Zeiten erzählt, so dass der Spannungsbogen steil nach oben geht. Mit dem Zusammenbrechen der Welt zieht dieser noch einmal so stark an, dass man als Leser atemlos durch die Seiten fliegt und all das Geschehen kaum erfassen kann. Gleichzeitig gibt es brutale Szenen und nebenher hoffnungsfrohe Szenen des Miteinanders. Genau diese Kombination zeigt den Mensch in seiner Vielschichtigkeit sehr gut auf. Und am Ende klärt sich alles gekonnt auf und schließt rund ab, besitzt aber dennoch genug Offenheit, um eigene Gedanken zu entwickeln.

 

Der Charakter-Stapel

Wir begleiten in dem Buch verschiedene Charaktere, die alle eine mehr oder minder wichtige Rolle in der Geschichte spielen. Allen voran natürlich Ciara, die wir als erstes kennenlernen und die mit ihrem Bruder Koba dem Leser einen weiteren interessanten Charakter vorstellt. Sobald Ciara in Shanghai ankommt und wir mit Xia einen weiteren wichtigen Charakter kennenlernen, bekommen die Charaktere eine eigene Dynamik und wachsen aus sich heraus. Als Leser ist man froh, als endlich alle aufeinandertreffen und man sehnsüchtig Antworten bekommt, doch mit dem Zerbrechen der Welt, zerbricht auch dieses Gespann der Charaktere wieder. Doch darin bestand viel wichtiges Entwicklungspotenzial für jeden Protagonisten. Leider blieben dabei einige der interessanten Personen auf der Strecke und andere rückten verstärkt in den Fokus, obwohl eigentlich jeder Charakter sehr interessant war und fast schon seine eigene Geschichte verdient hätte.

 

 

Der Stil-Stapel

Das Buch liest sich flüssig, spannend und gleichzeitig poetisch. Die Autorin spielt mit Worten und entwickelt darin ganz eigene Welten und Bilder. Die ganze Zeit fühlt es sich so an, als würde man einen besonders farbintensiven und lebendigen Film schauen, so bildlich sind die Beschreibungen, ohne je langatmig zu wirken. Dabei wirkt der Stil aber nie hölzern oder überstark, sondern passend zu dieser besonderen Geschichte.

 

Der Kritik-Stapel

Spannende Charaktere brauchen Raum, um sich zu entfalten. Leider blieben einige interessante Protagonisten auf der Strecke und wirkten dann nur noch wie Statisten. Die Geschichte ist komplex und benötigt alle Charaktere, um es greifbar zu machen, verliert in ihrer Komplexität aber den Mensch hinter den Charakteren aus den Augen, was ich irgendwie schade fand, was der Geschichte im Ganzen aber keinen Abbruch tut.

 

 

Auf den Lesen-Stapel?

Ja, das Buch ist definitiv lesenswert! Die Geschichte ist komplex, hat tolle Ideen und spannende Charaktere. Die Kritikpunkte schaden dem Spannungsbogen nicht und der Schreibstil ist auf jeden Fall besonders. Von mir gibt es 4 Sterne und eine Leseempfehlung für Fans besonderer Fantasy-Geschichten, die offen für Sci-Fi sind und ohne Krieger oder Drachen auskommen.