Rezension

Besser als das Cover vermuten lässt ;)

Wolfsfieber - Ruth Adelmann

Wolfsfieber
von Ruth Adelmann

Bewertet mit 4.5 Sternen

Was erwartet man bei einem Buch das Wolfsfieber heißt, dessen Inhaltsangabe eine „einzigartige Anziehungskraft“ zwischen den Hauptcharakteren verspricht und ein sehr, sagen wir mal, „sinnliches“ Cover hat? Ganz genau: Einen Roman für Erwachsene, in dem vor allem Wert auf die (sexuelle) Beziehung zwischen einer Frau und einem Mann gelegt wird und in dem das Thema „Werwolf“ eher in den Hintergrund rückt. So, das habe ich gedacht, als ich zum ersten Mal von Wolfsfieber gehört habe. Hätte die Autorin mich nicht selbst auf das Buch aufmerksam gemacht, hätte ich es wohl nie entdeckt. Nachdem ich die Leseprobe durch hatte, war ich sehr begeistert vom Schreibstil und von der Protagonistin Joe. Ich wollte dem Buch eine Chance geben… und ich bin echt froh, dass ich das getan habe!

Schon nach wenigen Seiten war mir klar, dass das Buch nicht so ist, wie ich es erwartet hatte. Joe als Protagonistin war mir von Anfang an sympathisch. Sie ist witzig, stur, nett und hat ein Problem, dass auch ich öfters habe: Den falschen Spruch zur falschen Zeit. Ich konnte ihr in unangenehmen Situationen nur zu gut nachfühlen! Joe stelle ich mir auch ganz anders vor, als die Frau auf dem Cover. Joe ist 1. blond und 2. glaube ich nicht, dass sie sich normalerweise in solchen Klamotten zeigt und künstliche Nägel hat (igitt). Mein Eindruck von ihr ist ganz anders. Eine selbstbewusste junge Frau, die ist, wie du und ich. Normal. Das war sehr beruhigend und ein großer Pluspunkt für das Buch.

Der im Klappentext genannte Unfall mit Istvan lässt nicht lange auf sich warten. Eigentlich beschreibt der Klappentext nur die ersten paar Kapitel des Buches und lässt den wirklich guten Rest aus! Ich hatte die Befürchtung, dass Joe und Istvan sich nach ihrer (vermeintlich) ersten Begegnung gleich einander verfallen und es die ganze Zeit nur darum geht, wie die beiden, sagen wir mal, ihre Liebe zueinander ausdrücken ;) Aber weit gefehlt! Ja, es geht um die Beziehung zwischen Joe und Istvan, aber bis es zum ersten Kuss kommt, vergeht eine lange Zeit. Die beiden sind zunächst nur Freunde, sie lernen einander zu vertrauen und Joe gibt Istvan Kraft. Denn Istvan ist ein Werwolf und erleidet in den Vollmondnächten, in denen er sich in einen Wolf verwandelt, fürchterliche Schmerzen. Sich Joe anzuvertrauen und sie an seiner Seite zu wissen hilft ihm sehr. Vor allem, da die beiden mehr verbindet, als Joe ahnt. Diese Art von Beziehung ist etwas wirklich Besonderes und das merkt man mit jeder Zeile. Die Entwicklung der beiden zu verfolgen und mitzuerleben ist unglaublich toll. Vor allem die Dialoge haben mir gefallen. Joe und Istvan scherzen viel miteinander und das hat mich sehr oft zum Lächeln gebracht.

Also um es kurz zu sagen: Ich mag Joe und Istvan sehr! Als die beiden sich dann (endlich) küssen habe ich mich sehr gefreut! Aber natürlich läuft nicht alles glatt. Istvan als Alpha-Wolf und Einzelgänger hat einige „Bekannte“, die ihm nicht wohlgesinnt sind und somit auch zu einer Bedrohung für Joe werden. Diese Bedrohung kündigt sich nur langsam an und wird dann immer deutlicher, bis es zu einem wirklich spannenden Höhepunkt kommt! Irgendwann ist die Spannung nicht mehr zum Aushalten! Ich habe die letzten 200 Seiten des Buches an einem Stück gelesen und muss sagen: Wahnsinn!  Obwohl es im Großen und Ganzen nur 4 Personen gibt, die an der eigentlichen Geschichte dauerhaft beteiligt sind, ist die Story trotzdem sehr abwechslungsreich und mitreißend. Ich konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen!

Am besten fand ich aber das Ende, obwohl es eigentlich so ist, wie ich es normalerweise nicht mag. Joe und Istvans Beziehung wird auf eine harte Probe gestellt und eine wichtige Entscheidung ist unumgänglich. Diese „Probe“ macht deutlich, wie tief und ernst, aber auch wie verletzlich und schmerzhaft Liebe sein kann. Ich habe die Anspannung auf den letzten Seiten kaum ausgehalten! Es wird an manchen Stellen sehr dramatisch und das ist es eigentlich, was ich sonst nicht so mag. Aber bei Joe und Istvan kam es mir richtig vor. Es wirkte nicht aufgesetzt oder übertrieben sondern passend. 

So ist es aber nicht nur am Ende. In Wolfsfieber gab es einige Stellen, die ich in einem anderen Buch als „übertrieben“ ,“aufgesetzt“ ,“kitschig“ oder „Drama-Queen-mäßig“ bezeichnet hätte, in Wolfsfieber aber nicht so empfunden habe. Es passt einfach alles und auch hier muss ich noch mal darauf hinweisen, dass Ruth Adelmann wirklich toll schreibt! Sie versteht sich gut darauf, dem Leser die Gefühle von Joe verständlich und nachvollziehbar zu machen. Sie schafft es, die Atmosphäre gut einzufangen und wiederzugeben. Egal ob romantisch, düster, aufregend, traurig...

Fazit
Die Geschichte um Joe und Istvan hat mich wirklich berührt. Ich habe mitgelacht, mitgelitten und mitgefiebert. Neben viel Gefühl kommt auch die Spannung im Buch nicht zu kurz. Mein Tipp: Never judge a book by its cover! (Obwohl das Cover an sich wirklich schön ist, aber einfach nicht meinem Bild von Joe und Istvan entspricht :D )