Rezension

Besser als der Vorgänger!

Seventeen Moons - Eine unheilvolle Liebe - Kami Garcia, Margaret Stohl

Seventeen Moons - Eine unheilvolle Liebe
von Kami Garcia Margaret Stohl

Bewertet mit 5 Sternen

«Ich verstand den Rest des Satzes nicht mehr, denn plötzlich hörte ich drei kaum wahrnehmbare Worte. Worte, die Stücke aus meinem Herzen rissen. Auf Wiedersehen, Ethan. Dann waren sie fort, die Stimmen und auch das Mädchen. Verschwunden wie eine zerplatzte Seifenblase oder eine aufgeschleckte Zuckerwatte. Zeronnen wie der letzte schimmernde Hauch eines Traums.»
[Seventeen Moons - Eine unheilvolle Liebe; S. 170f.]

Erster Satz:
Für mich war unsere Stadt, die versteckt im hintersten Winkel von South Carolina lag, eingezwängt in das feucht-schlammige Tal des Santee River, das Ende der Welt.

Inhalt:
Seit der Nacht ihres sechzehnten Geburtstag, der Nacht ihrer gescheiterten Berufung und des Todes ihres Onkels Macon, zieht Lena sich mehr und mehr zurück. Sie scheint immer weiter auf die dunkle Seite der Magie zu wechseln und grenzt nicht nur ihre Familie aus ihrem Leben aus, sondern auch Ethan. Dieser versteht die Welt nicht mehr und glaubt Lena verloren zu haben, als sie sich schließlich dem attraktiven und sonderbarem John Breed anvertraut, mit welchem sie und ihre Cousine Ridley schließlich ausreißen, um zur Weltenschranke zu gelangen. Ein Ort, an dem Lena womöglich endlich sie selbst sein kann. Um Lena nicht endgültig an die dunkle Seite zu verlieren, macht Ethan sich mit seinem besten Freund Link und der intelligenten Liv, eine angehende Hüterin, auf in die Tunnellabyrinthe der Caster-Welt, in der nicht nur todbringende Wesen und einige Fallen auf die Freunde warten, sondern auch das ein oder andere Geheimnis aufgedeckt wird, dass die Geschichte immer wieder verändert.

Schreibstil:
Für mich ist es ein Rätsel, wie man zu zweit ein Buch schreiben kann, dass dann auch noch so gut durchdacht und angemessen geschrieben ist. Der Schreibstil zeugt von viel Talent Spannung aufzubauen und gleichzeitig nicht zu oberflächlich zu bleiben. Auch wenn die Geschichte eher langsam zu lesen ist und ich länger als gedacht gebraucht habe, so hatte ich nie das Gefühl, dass sich das Buch zieht oder unnötige Stellen den Lesefluss stören. Ganz im Gegenteil: Es wird immer mehr Spannung aufgebaut, die sich bis zur letzten Seite zieht und den Leser in eine völlig neue Welt mitreißt. Mit viel Humor und stellenweise aufkeimender Ironie verpackt, wird man in die Welt der Caster gezogen und begegnet den unterschiedlichsten Orten und Geheimnissen.

Meinung:
Die schönsten Geschichten sind die, in denen man sich zu Hause fühlt und die eine gewisse Wärme ausstrahlen, die einen auch noch nach der Lektüre eine ganze Weile an das Buch zurückdenken lässt. "Seventeen Moons - Eine unheilvolle Liebe" ist so eine Geschichte, die vom Titel und Cover her ganz und gar nicht das ausstrahlt, was sie eigentlich beinhaltet, denn wenn beschaut man sich beides, so könnte man denken, Seventeen Moons sei wieder eine dieser Geschichten, in der es um eine magische Liebesgeschichte geht und nur darum dreht, ob sich beide irgendwann finden. Im Grunde ist Seventeen Moons auch genau das - eine Liebesgeschichte, jedoch mit viel mehr Tiefe als man es erwarten würde. Es geht nämlich nicht nur um die Liebe zwischen Ethan und Lena, sondern auch um ganz andere Liebesgeschichten, wie die Liebe einer Freundschaft, einer Mutter, ...!

Der zweite Teil der Caster-Trilogie zeigt einmal mehr auf, wie glaubwürdig und dreidimensional die Charakter dieser Geschichte sind. Zwar leben die Nebencharakter teilweise sehr von Klischees, doch die Hauptcharakter sind tiefgründig und interessant, handeln greifbar und so, wie man es sich auch im realen Leben vorstellen könnte. Den beiden Autorinnen gelingt es dabei auch sehr gut, die verschiedenen Gefühle und Phasen der Figuren so darzustellen, dass man diese auch als Leser fassen und nachfühlen kann. Man spürt, dass jeder Charakter eine Person für sich ist mit ihren eigenen Macken, Fehlern und Eigenschaften und so gibt es auch eine große Vielfalt an Charaktern. Man trifft auf den witzigen und angeberischen Link, der jedoch ein wahrer Freund ist und treu bis zum Schluss, die eigenwillige Lena, die zwiegespaltene Ridley, die grimmige Amma, die intelligente Liv und alle haben einen Wiedererkennungswert.

Nicht nur die Charakter, auch die zwischenmenschlichen Beziehungen sind wahnsinnig gut ausgearbeitet und machen einen großen Teil der Geschichte aus. So sind Gefühle nicht nur oberflächlich, sondern gehen in die Tiefe und verändern sich auch. Sehr erfrischend empfand ich die Entwicklung der Gefühle zwischen Lena und Ethan und die daraus resultierende Zuneigung, die Ethan für Liv entwickelt. Hier wird man auch sehr überrascht sein, wenn man die Gründe für Lenas Handeln herausgefunden hat. Außerdem ist ihre Angst und die Abwendung von Ethan mehr als verständlich und überzeugend dargestellt. Auch Freundschaft spielt eine große Rolle und zeigt die Wichtigkeit menschlicher Beziehungen. Ein großer Teil der Geschichte macht auch der Übergang zwischen Dunkel und Licht aus, denn Seventeen Moons zeigt immer wieder auf, dass es niemanden gibt, der durch und durch böse oder durch und durch gut ist. Die Grenzen verwischen und wen man für dunkel gehalten hat, der hat auch seine lichten Seiten und andersherum. Zwar gibt es Sarafine, die der Bösewicht schlechthin ist, doch die Geschichte um sie ist noch nicht zu Ende und so erwarte ich, im dritten Teil auch auf Abgründe ihrer Person zu treffen.

Seventeen Moons ist wie sein Vorgänger ein langsames Buch, dass man nicht in einem weglesen kann, aber dennoch nie an Spannung verliert. Immer wieder trifft man auf sehr überraschende Wendungen und nach und nach löst sich ein Rätsel nach dem anderen, sodass Ethan auf seiner Reise durch die magischen Tunnel immer mehr an sein Ziel gelangt. Interessant ist hierbei auch, dass man eine völlig neue Welt kennenlernt, in der ebenfalls Grenzen verwischen und die reale Welt quasi immer irgendwie mit der Caster-Welt verbunden ist. Gerade das macht die Magie dieses Buch aus und lässt es greifbar erscheinen. Es macht Spaß den Freunden durch das Tunnellabyrinth zu folgen und immer mehr Geheimnisse aufzudecken, die einen das ein oder andere mal sehr überraschen werden. Spannend ist noch immer die Tatsache, dass Seventeen Moons aus der Sicht eines Jungen beschrieben ist und daher ganz neue Blickwinkel aufzeigt.

Fazit:
Entgegen meiner Erwartungen hat mich Seventeen Moons noch mehr mitgerissen als sein Vorgänger und stellt meiner Meinung nach eine gelungene Fortsetzung dar. Die Geschichte lebt durch ihre Charakter und den gut durchdachten Plot, der mit Geheimnissen und Rätsel durchzogen ist. Das Buch macht Spaß und überrascht den Leser an vielen Stellen, sodass sich die Spannung beinahe von der ersten bis zur letzten Seiten zieht. Wer den ersten Teil mochte, wird den zweiten Teil lieben!