Rezension

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Besser als der zweite Teil

Die Bestimmung - Letzte Entscheidung - Veronica Roth

Die Bestimmung - Letzte Entscheidung
von Veronica Roth

Bewertet mit 3.5 Sternen

*** Achtung! Die Rezension enthält kleine Spoiler! ***

Aktuell verschlinge ich recht viel, was auch nur annähernd an Dystopie erinnert und so war es kein Wunder, dass ich das erste Buch von "Die Bestimmung" innerhalb kürzester Zeit regelrecht inhaliert habe. An Band 2 saß ich dann schon etwas länger. Auch der dritte Teil hat es mir vom Lesen her nicht leicht gemacht, so dass ich einige Tage dafür gebraucht habe und öfter unterbrechen musste (dazu später mehr).

Kurz zur Geschichte: Nachdem Tris, Four, Freunden und Feinden die Flucht aus der Stadt gelungen ist finden sie sich plötzlich in einem Lager wieder und müssen feststellen, dass alle Geschehnisse innerhalb des Zauns von außen beobachtet und - noch schlimmer - gebilligt oder sogar gelenkt wurden. Die Stadt und alle ihre Bewohner ist für eine Hand voll Forscher nur ein kleines Forschungsprojekt.
Obwohl die "Ausbrecher" dachten den Fraktionen entkommen zu sein lernen sie eine Welt kennen, die von einer Einteilung in GP (genetisch perfekt) und GD (genetisch defekt) geprägt ist. Die aktuelle Regierung setzt für diese zwei Klassen unterschiedliche Bestrafungsmaßstäbe an und auch der Lebensstandart von GP und GD könnte unterschiedlicher nicht sein. Natürlich kommen nicht alle "Ausreißer" gleichermaßen gut mit dieser Tatsache zurecht und somit ist auch auf der anderen Seite des Zauns an ein friedliches Leben nicht zu denken.

Was mich immer wieder dazu getrieben hat das Buch zur Seite zu legen waren die ständigen Streitereien zwischen Tris und Four. Mal eine Meinungsverschiedenheit ist ja ok, aber bei den beiden war schon fast keine normale Unterhaltung mehr möglich. Dafür, dass beide immer als so reif beschrieben werden, benahmen sie sich dann doch sehr kindisch. Während Tris sich zu einer herrschsüchtigen Besserwisserin entwickelt mutiert Four zum sich selbstbemitleidenden Häufchen Elend. Auch das permanente Beteuern endlich ehrlich zueinander zu sein wird zur Farce, wenn sie sich dann doch bei fast jedem Wort anlügen. Irgendwie büßt die Liebe der beiden dadurch gehörig an Zauber des ersten Bandes ein und macht das Lesen sehr müßig.
Anstrengend waren auch die Perspektivwechsel. Leider haben sich Tris und Four im Erzählstil überhaupt nicht voneinander unterschieden, so dass ich bei einigen Kapiteln immer wieder blättern musste um zu erfahren, in welchem Kopf wir uns aktuell befinden. Dieses Stilmittel hätte man sich meiner Meinung nach sparen und entweder aus Sicht von Tris oder einem neutralen Erzähler schreiben können.
Was mich noch gestört hat waren logische Fehler. Die Forscher außerhalb wollen doch beobachten, ob sich die manipulierten GD wieder in GP verwandeln. Wer aber von Biologie nur etwas Ahnung hat weiß doch, dass Gendefekte (so wird das Fehlen einer Charaktereigenschaft hier ja auch genannt) sich vererben. Somit ist es unmöglich genetisch perfekt zu werden, wenn ein oder sogar beide Elternteile defekte Gene in sich tragen. Nichts desto trotz war zumindest der Ansatz gut, die Umsetzung dann nicht.

Tja, und nun das Ende. Sagen wir mal - ich kann damit leben. Jeder wünscht sich wohl Happy Ends, aber kein Krieg ohne Verluste und Tris Tod ist doch ein Stück weit konsequent von Frau Roth, wenn man sich mal die Selbstlosigkeit von ihr anschaut sich ständig selbst für das Wohl der Gruppe oder geliebte Menschen aufzuopfern. Auch das indirekt offene Ende, ob Chicago nun tatsächlich autark von der Regierung leben kann, finde ich gelungen.
Tröstend finde ich da Four's letzte Worte: "Von klein auf habe ich eines gewusst: Das Leben beschädigt uns alle. Und niemand kann sich dem entziehen. Aber jetzt lerne ich eines dazu: Wir können geheilt werden. Wir heilen uns gegenseitig."
Wenn das mal keine Erkenntnis ist, aus der jeder Hoffnung schöpfen kann. ;)