Rezension

Besser als sein Vorgänger

Verdammnis - Stieg Larsson

Verdammnis
von Stieg Larsson

Bewertet mit 5 Sternen

Der zweite Teil der Millennium-Trilogie beschäftigt sich voll und ganz mit Hackerin Lisbeth Salander. Unfreiwillig wird sie mit den Dämonen ihrer Vergangenheit konfrontiert und muss lernen, dass man nicht alles verdrängen kann. Mikael Blomkvist möchte Lisbeth helfen. Aber wie kann man jemandem helfen, dem gar nicht geholfen werden will?

Die Handlung des zweiten Bandes ist gegenüber dem ersten viel rasanter. Es geht direkt spannend los mit interessanten Informationen und Fakten zur Prostitution in Schweden, welche seit 1999 illegal ist, aber unter der Hand natürlich immer noch stattfindet. Dieses Verbot führt dazu, dass der Mädchenhandel mit Frauen aus den Ostblockstaaten rasant gestiegen ist. Der Roman zeigt eindrucksvoll die Fehler dieses Gesetzes auf: Zwar werden die Prostituierten für die Tätigkeiten nicht gerichtlich belangt, das Bestreben, die Freier zu erwischen, ist aber eher mau.

Rein thematisch hat mich der zweite Teil also schon mal mehr angesprochen. In diesem Buch gab es weniger "Theoretisches", dafür stand Action an der Tagesordnung, ohne dabei überladen zu wirken. Ich liebe Larssons Erzählweise, weil er es schafft, Fakten interessant zu verpacken und zwischen Theorie und Praxis gut zu wechseln. Es wird nicht langweilig, und gleichzeitig kann man wieder deutlich seine journalistische Ader erkennen.

Nachdem in Verblendung der Fokus auf Mikael und seinen eigenen Problemen lag, konzentriert sich der zweite Teil völlig auf Lisbeth, welche mich mit ihrer Art total eingefangen hat. Man erfährt viel über ihre Kindheit und ihren Hintergrund und kann gar nicht anders, als sie lieb zu gewinnen und in den Arm nehmen zu wollen. Es wird einleuchtend erklärt, warum sie ist, wie sie ist, und das macht die Bösewichte nur umso böser.
Aber wie kann man einen Feind besiegen, der vom Staat selber geschützt wird? Lisbeth steht einem eigentlich unbesiegbaren Gegner gegenüber, aber sie hat Biss und lässt sich nicht unterkriegen - schon gar nicht von Männern, die Frauen hassen.

Verdammnis übersteigt für mich seinen Vorgänger bei Weitem. Die Thematik ist interessanter, und die Handlung schreitet schneller voran, ohne dass die journalistische Charakteristik verloren geht.