Rezension

beste Krimiunterhaltung

Die Früchte, die man erntet -

Die Früchte, die man erntet
von Michael Hjorth

Bewertet mit 5 Sternen

Endlich ist sie da, die lang ersehnte Fortsetzung. Wobei ich gestehen muss, dass mich die Geschehnisse und Entwicklungen rund um die Figuren noch mehr fesseln als der jeweilige Kriminalfall. Und was das angeht, bin ich hier voll auf meine Kosten gekommen *g*. Seit dem Ende des letzten Falles sind ca. 3 Jahre vergangen und so manches hat sich verändert in der Reichsmordkommission. Mit Vanja gibt es eine neue Leiterin, mit Carlos einen neuen Kollegen und Sebastian arbeitet wieder als Therapeut. Da stellen sich dem Verfolger der Reihe schon mal gleich einige Fragen. Aber man wird nicht allzu lange auf die Folter gespannt, was mir gut gefallen hat. Zumindest in groben Zügen werden die Zusammenhänge relativ bald erklärt, später noch etwas mehr im Detail.
Eine Reihe von Morden erschüttert die schwedische Kleinstadt Karlshamn. Vanja und ihr Team werden von der örtlichen Polizei um Hilfe gebeten. Und wie immer, wenn man diese Abteilung braucht, wird es knifflig. Vanja ist eine erstklassige Ermittlerin, aber als Leiterin muss sie sich erst noch beweisen. Sie steht unter zunehmendem Druck je länger sie im Dunkeln tappen und nach Zusammenhängen zwischen den Opfern suchen, deren Tode wie Exekutionen anmuten. Aber ihr Team steht solidarisch hinter ihr, manchmal regelrecht besorgt um sie, hatte ich das Gefühl. Lange Zeit geht es nicht wirklich voran, aber dann auf einmal ganz schnell…
Aufgrund der Perspektivwechsel erkennt man die Zusammenhänge als Leser relativ früh, was mir sehr gut gefällt. Ich mag es zu verfolgen wie ein Team ermittelt, Spuren verfolgt, Ergebnisse zusammen puzzelt und  mit der Aufklärung vorankommt. Und hier Mal gibt es dieses „Vergnügen“ gleich doppelt. Denn mit der Aufklärung der Morde von Karlshamn endet nicht das Buch. Allerdings möchte ich dazu nichts weiter sagen um nicht zu spoilern, nur, dass ich diesen „zweiten“ Teil fast noch fesselnder fand.
Der Erzählstil des Autoren-Duos hat auch hier wieder meinen Geschmack genau getroffen, gerade mit den Abweichungen vom bisherigen Aufbau der „Torkel-und-Sebastian-Krimis“ und gerade rechtzeitig, bevor man vielleicht hätte sagen, es wird langsam monoton. Genial wie sich die Handlungsstränge entwickeln und ineinanderfließen. Besonders fesselnd finde ich ja nach wie vor die Figuren, insbesondere die von Sebastian Bergmann, der mir hier, als liebevoller Opa, nahezu sympathisch geworden ist. Gespannt habe ich verfolgt wie er durch die Begegnung mit Tim erste wirkliche Schritte geht hinsichtlich der Bewältigung seines Traumas. Widerwillig zwar, doch immerhin ein Anfang. Auch Carlos, „der Neue“ im Team, kommt sympathisch rüber, so angenehm normal, mal abgesehen von seinem Kleidungstick und davon, dass er ständig friert. Ein einprägsames Alleinstellungsmerkmal, daran kann ich mich noch erinnern aus dem vorangegangenen Fall *g*.
Ich hatte ja befürchtet, dass mich die Cliffhanger am Ende frustrieren könnten, als ich davon las. Aber das ist nicht der Fall. Ja, es gibt sie, hochspannend sogar, aber für mein Empfinden wird das Buch durchaus zu einem befriedigenden Ende gebracht. Für mich bedeuten sie mehr Ausblick bzw. Anfüttern auf mögliche interessante Entwicklungen im nächsten Teil, auf den man hoffentlich nicht allzu lange warten muss. Am liebsten hätte ich natürlich sofort weitergelesen. Bisher ist „Das Mädchen, das verstummte“ mein Highlight dieser Reihe gewesen, aber ich denke, nun nehmen „Die Früchte, die man erntet“ den Spitzenplatz ein.