Rezension

Bestechend gut geschrieben!

Mr. Booker und ich - Cory Taylor

Mr. Booker und ich
von Cory Taylor

Bewertet mit 5 Sternen

Mr.Booker und Ich von Cory Taylor besticht durch die Erzählweise. Rückblickend berichtet die junge Martha von ihrer Affäre mit dem verheirateten Mr.Booker. Der Erzählton ist sachlich, aber man spürt die Emotionen der 16jährigen. Martha ist ein zurückhaltendes Mädchen, das eigentlich keine Freunde in ihrem Alter hat. Sie fühlt sich reifer und Erwachsener als ihre Mitschüler und befand sich in einem Zustand des Wartens, das etwas in ihrem Leben passiert. Als das englische Ehepaar Booker nach Australien kommt, freunden sie sich an. Die Bookers sind locker, lebenslustig und dem Alkohol zugetan. Auch da spürt man etwas Verzweifeltes hinter den Kulissen. Mrs. Booker leidet darunter, nicht schwanger werden zu können. Das ihr Mann etwas mit Martha anfängt, nimmt sie nicht zur Kenntnis. Vermutlich will sie es nicht wissen.

Dennoch ist Martha die interessanteste Figur im Roman. Die australische Kleinstadt bietet nicht viel. Es ist nicht ländlich, aber auch nicht gerade Sidney. Dabei träumt Martha von einem Leben in Paris.

Das Familienleben ist zerrüttet. Ihr bipolar gestörter, gewalttätiger Vater hat schon früh die Familie verlassen, ist aber dennoch oft anwesend und Marthas labile Mutter schafft es nicht, sich endgültig von ihm zu lösen. Immer wieder taucht er auf und lässt seiner unkontrollierten Wut freien Lauf. Sogar einen Selbstmordversuch startet er.

Klar, dass Martha darunter leidet, auch wenn sie sich nach Außen nichts anmerken lässt. Vermutlich ist deswegen, Mr.Booker ihr zentraler Lebensmittelpunkt. Doch echte Nähe ist das nicht. Bis zuletzt nennt sie ihn in Gedanken immer noch Mr.Booker, nicht beim Vornamen. Die vorgebliche Liebe ist chancenlos.

Der Roman nimmt den Leser gefangen und ist stilistisch außergewöhnlich gut gearbeitet. Tragisch, dass die Autorin Cory Taylor schon 2016 an Krebs gestorben ist.