Rezension

Besuch aus ferner Zeit

Besuch aus ferner Zeit -

Besuch aus ferner Zeit
von Katherine Webb

Bewertet mit 4 Sternen

Liv Molyneaux hat wenige Monate zuvor einen Schicksalsschlag erlitten, von dem sie sich immer noch nicht erholt hat. Sie hat in letzter Zeit alle Kontakte gemieden, auch den zu ihrem Vater. Doch dann ist ihr Vater Martin verschwunden und alle glauben, dass er Selbstmord begangen hat. Nur Liv klammert sich an die Hoffnung, dass er wieder auftauchen wird. Sie ist in sein Haus in der Christmas Steps in Bristol gezogen. Dort hofft sie, Abstand zu gewinnen und herauszufinden, was mit ihrem Vater geschehen ist. Aber etwas geschieht in diesem Haus. Sie hört Stimmen und ein Baby, das weint. Doch sie findet nichts? Bildet sie sich das alles nur ein?

Neben diesem Handlungsstrang in der Gegenwart gibt es einen weiteren, der uns zurückführt ins Jahr 1831, als Bethia Shiercliffe eine Landstreicherin namens Louisa in das von ihr betreute Armenhaus aufnimmt. Doch schon bald versetzt Louisa Bethia in Aufregung, denn Bethia hat ihre Geheimnisse und Angst, dass ihr angenehmes Leben schnell zu Ende sein könnte.

Dies ist mein erstes Buch von Katherine Webb. Sie hat mich mit der Geschichte gleich gepackt, auch wenn sie zwischendurch immer mal wieder Längen hatte.

Liv ist eine junge Frau, die schon mit einigen Widrigkeiten in ihrem Leben zurechtkommen musste. Ihr Vater hat die Familie verlassen, als Liv sechs Jahre alt war. Die Erklärung darüber hat sie akzeptiert. Die Mutter hat ihren Hass auf ihren Mann nie verbergen können. Obwohl die Mutter auch später Liv noch lenken wollte, hat Liv nie aufbegehrt. Erst als das Schicksal zuschlug, hat Liv begriffen, dass sie ihr Leben in die Hand nehmen muss und dass sie Zeit braucht, bis sie soweit ist. Im Haus ihres Vaters geschehen merkwürdige Dinge und sie will der Sache auf den Grund gehen. Als sie Tanya trifft, beginnt sie langsam sich zu öffnen. Je mehr ich von Liv erfahren habe, umso besser konnte ich mich in die junge Frau hineinversetzen.

Dagegen war mir Bethia von Anfang an unsympathisch. Sie hat Standesdünkel und sieht auf ihre schwarzen Hausangestellten herab, dabei sollte gerade sie die Nase nicht so hochtragen. Sie mischt sich in andere Leben ein und kennt keine Skrupel. Dass sie Angst hat, entschuldigt ihre Handlungen nicht.

Es gibt aber auch noch Rückblenden ins Jahr 1791, die für den Zusammenhang der Geschichte bedeutsam sind. Zwischendurch ahnte ich schon, wohin die Reise geht. Dennoch war es spannend so nach und nach aufzurollen, was geschehen ist, das bis in die Gegenwart nachwirkt.

Mir hat dieser Roman gut gefallen.