Rezension

Beugsamkeit und Rebellion

Der entstellte Held - Munyol Yi

Der entstellte Held
von Munyol Yi

Bewertet mit 4.5 Sternen

Yi Munyol schuf mit „Der entstellte Held“ ein Werk, das vor allem zum Nachdenken anregen soll und durch charismatische Charaktere besticht. Die Schilderungen des fast idyllisch erscheinenden Schulalltags, sowie das Thema des Mobbings von Mitschülern, die sich nicht anpassen wollen oder schlichtweg einfach anders sind, sollten den meisten Lesern noch aus ihrer eigenen Schulzeit wohl vertraut sein. Vielleicht fühlt sich der Leser daher zunehmend in die Rolle von Pyongtae - dem Protagonisten und Erzähler - versetzt, der zu Beginn der Geschichte aufgrund seiner Moralvorstellungen versucht, gegen die diktatorische Führung des Klassensprechers Sokdae anzukämpfen. Schnell bemerkt er jedoch, wie bequem und verlockend es sein kann, sich Stärkeren bzw. einer machthabenden Gruppierung unterzuordnen und die eigene Verantwortung an diese abzutreten. Der Kampf scheint beendet, bis dem Unrechtssystem Sokdaes von ungeahnter Seite ein Ende bereitet wird. Doch der Weg zurück zu einer Demokratie ist beschwerlich, groß das Risiko, wieder in alte Muster zurück zu fallen. Hier wird sich der ein oder andere vermutlich an das Buch „Die Welle“ von Morton Rhue oder auch „Farm der Tiere“ von George Orwell erinnert fühlen und das, auch Kritikern zufolge, zu Recht. In Korea wurde das Buch ein riesen Erfolg und bereits in zahlreiche Sprachen übersetzt, wodurch es auch international an Bekanntheit gewann.

Ein wertvolles Stück Literatur über menschliche Schwächen und dem oftmals einsamen, steinigen Weg zur Gerechtigkeit.