Rezension

Bevormundung oder Schutz?

Gestern ist ein ferner Ort - Joaquín Berges

Gestern ist ein ferner Ort
von Joaquín Berges

Die Schriftstellerin Celia hat nach einem Schlaganfall einen Teil ihrer Erinnerungen verloren . Langsam versucht sie ihrer Vergangenheit wieder auf die Spur zu kommen indem sie Freunde und VErwandte kontaktiert und Orte aus ihrer Jugend besucht.
Ihre Tochter Paula ist sehr besorgt und Celia hat fast den Eindruck als wenn diese ihren Fragen ausweichen würde. Verschweigt sie ihr etwas?
Der Autor führt den Leser langsam an die Vergangenheit Celias heran. Man lernt ihre Familie und Freunde kennen .
Stückweise setzt sich ein Bild zusammen, das nicht so ganz zu der neuen Celia passen will.
Die Handlung ist eher ruhig, trotzdem sehr emotional.
DAs Rollenverständnis von Mutter und Tochter hat sich umgekehrt und wirft beim Leser Fragen auf. Die kleine Enkelin als Erklärerin der neuen Medien deren Umgang wieder erlernt werden muß, die Farm-app als Flucht vor der Realität und der Hund als fester BEzugspunkt, alles detailliert ausgearbeitete Einzelheiten die das GEsamtbild der GEschichte toll abrunden.
Nur die doch sehr große Verwandtschaft verwirrt manchmal.
Das Ende bringt Mutter und Tochter wieder zusammen, obwohl manche der angerissenen Puzzelstücke nicht ganz ausgearbeitet werden und der Phantasie des LEsers überlasssen werden.
DAs Buch hat mich gut unterhalten und interessante Fragen aufgeworfen. Nur an einigen Stellen war es mir die Verwandschaft betreffend doch etwas zu langatmig.
Der Wert von Erinnerungen für das eigene Selbstbild und die Wesensentwicklung sind erstaunlich.