Rezension

Bewegend

Das Leben wartet nicht - Marco Balzano

Das Leben wartet nicht
von Marco Balzano

Bewertet mit 4 Sternen

Ninetto wächst in sehr armen Verhältnissen in Sizilien auf. Als seine Mutter einen Schlaganfall erleidet und schwer behindert ist, muss er die Schule verlassen und seinem Vater bei einem Bauern helfen. Trotzdem kommt die Familie nicht über die Runden und so wird der Junge mit neun Jahren gemeinsam mit einem Freund der Familie nach Mailand geschickt, wo er sich allein als Bote einer Wäscherei durchschlagen muss. Bessere Zeiten kommen erst, als er Maddalena kennenlernt. 

Gleich zu Beginn des Buches erfährt man, dass Ninetto im Gefängnis sitzt, doch der Grund enthüllt sich erst später. Hier denkt er über sein Leben nach und erzählt seine Entwicklung. Er war immer auf sich gestellt, auch seine Frau kann ihm wenig Halt bieten. Und so ist er zu einem Einzelgänger gewordern, der stundenlang auf einer Bank sitzt und sich mit Fremden unterhält. Dabei ist die Sehnsucht nach seiner Tochter und seinem Enkelkind groß. Sein einziger Halt sind Gedichte und Romane. Er versucht das Leben anzupacken, doch zu oft scheitert er. 

Das Buch ist in einem sehr traurigen Grundton geschrieben. Wenn Ninetto gefördert worden wäre, hätte mehr aus ihm werden können als ein Fließbandarbeiter bei Alfa Romeo, doch außer seinem Grundschullehrer hat niemand seine Begabungen und seine Sensibilität erkannt. Und er selbst fand keinen Weg hinaus aus der Unmündigkeit. 

Bolzanos Schreibstil ist sehr authentisch, man kann sich gut in den Mann hinein versetzen und seine Einsamkeit bewegt den Leser. Es hat noch nicht die Qualität seines Bestsellers "Ich bleibe hier", aber man erkennt schon, welche Begabung in ihm steckt. 

Auf jeden Fall lesenswert!