Rezension

Bewegend

Ein Mann seiner Klasse - Christian Baron

Ein Mann seiner Klasse
von Christian Baron

Bewertet mit 4.5 Sternen

Christian Baron ist der erste in seiner Familie, der es "geschafft" hat, er hat das Abitur gemacht und studiert, lebt heute als Journalist in Berlin.

"Prekariat", "sozial schwach", "Unterschicht", das sind die Etiketten, die man schnell aufgeklebt bekommt, wenn man so aufwächst wie Baron. Vier Kinder, die Mutter depressiv und der Vater als ungelernter Arbeiter zwar fleißig, aber Alkoholiker und so landet ein großer Teil seines Verdiensts in den Kneipen von Kaiserslautern statt bei seiner Familie. Manchmal wird der Strom abgestellt, manchmal wird gehungert, weil der Vater arbeitslos ist und zu stolz, zum "Amt" zu gehen. Als die Mutter mit nur 32 Jahren an Krebs stirbt, nimmt sich ihre Schwester Juli der Kinder an, aber auch sie kann nicht die Hoffnung auf ein besseres Leben in ihnen wecken. Das schafft erst Tante Elli, die Christian fördert und sein Selbstbewusstsein stärkt. Als Sportreporter zieht er in seiner Freizeit über die Dörfer der Umgebung und verdient sich so das erste Geld.

Schonungslos ehrlich schildert Baron die Ängste der Kinder, wenn der Vater ausflippt und seine Frau brutal schlägt. Er schildert aber auch die schönen Momente, wenn er mit seiner Mutter heimlich im Badezimmer tanzt oder der Vater etwas mit seinen Söhnen unternimmt. Er liebt sie ja, aber gegen die Sucht kommt er nicht an. Der Titel des Buchs ist ja durchaus zweideutig und so hat der Vater auch eine besondere Qualität. Doch der Alkohol zerstört alles. Umso beachtenswerter ist es in dieser Lage, dass Christian es trotzdem "schafft", er wird von seinen Geschwistern heimlich beneidet, obwohl sie über ihn herziehen.

Das Buch ist sehr dicht geschrieben und man kann die Freuden und Nöte der Kinder sehr gut nachvollziehen. Es ist sehr realistisch und manchmal sehr schonungslos.

Absolute Leseempfehlung!