Rezension

Bewegend, traurig und lesenswert

Die Gesichter
von Tom Rachman

Bewertet mit 4.5 Sternen

Hauptfigur in Tom Rachmans "Die Gesichter" ist Charles Bavinsky, genannt Pinch. Sein Leben wird von seinem Vater, dem bekannten Künstler Bear Bavinsky, geprägt. Bear ist eine übermächtige Präsenz im Leben seines Sohns: Pinch will zunächst Maler wie sein Vater werden, wird von diesem aber als untalentiert abgewiesen. Dann möchte er sich als Biograph des Vaters versuchen, um so doch noch Anerkennung von diesem zu bekommen. Letztlich wird er Italienischlehrer an einer Sprachschule - daher dann auch der Originaltitel.

Der Roman ist ergreifend geschrieben: Pinch und seine Zerrissenheit in Bezug auf seinen Vater fühlen sich echt an und auch wenn eine Google-Suche nach Bear Bavinsky ergibt, dass er pure Fiktion ist, hätte auch das Gegenteil der Fall sein können. Man leidet mit Pinch, der Anerkennung durch seinen Vater allenfalls im Nachhinein und über seltsame Ausflüchte bekommt. Bear Bavinsky gibt der eigenen Kunst und sich selbst eine solche Priorität, dass daneben kein Platz für irgendetwas anderes bleibt. Ob das erforderlich für einen solchen Künstler ist? Ich weiß es nicht, würde aber gerne glauben, dass dem nicht so ist.

Es ist ein trauriger Roman, denn Pinch will es einfach nicht gelingen, einen Platz im Leben des Vaters zu finden oder aber sich von ihm zu befreien. Die überraschende Wendung gegen Ende des Romans ist dennoch, oder vielleicht gerade deswegen, sehr passend."Die Gesichter" hat mir sehr gut gefallen und wird wohl noch eine Weile in meinen Gedanken bleiben.