Rezension

Bewegend und erschütternd zugleich

Nicht (Un)Schuldig - Kristin Schöllkopf

Nicht (Un)Schuldig
von Kristin Schöllkopf

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:
"Woran habt ihr Schuld?" - Dieses Frage schallt aus dem Lautsprecher in der Zelle, wo Alexander, Thomas, Clarissa und Monica festgehalten werden. Die Zellen bestehen aus Steinwänden und einer Glasscheibe. Nun müssen die Gefangenen in ihre eigenen Abgründe schauen wobei sie an ihren psychischen und physischen Grenzen geraten ...

Meinung:
An diesem Cover kann man einfach nicht vorbeigehen. Wirklich alles an dem Cover hat geschrien, das ich es mitnehmen soll.
Als ich dem Klappentext gelesen habe, musste ich an eine Mischung aus "Saw" und "Ich weiß was du letzten Sommer getan hast", denken. Dennoch wollte ich es unbedingt lesen und deshalb haben wir es auch mitgenommen.
Interessant ist, das am Anfang eine Warnung geschrieben ist, um den Leser auf die heftigen Themen vorzubereiten. Das fanden wir interessant aber hat uns auch neugieriger gemacht.
Es geht los und sehr schnell wird klar, weshalb es diese Warnung gibt, denn die Themen sind wirklich heftig. Das ist definitiv kein normaler Thriller / Psycho-Thriller!
Die 4 Charaktere werden nacheinander vorgestellt und durch die Perspektivwechsel bleibt die Spannung beständig. Dadurch wird deren Gefühlswelt aber auch wirklich super beleuchtet. Man taucht in sie ein und lernt sie kennen ob man das will oder nicht. Und ich muss ganz ehrlich sagen, das ich sie alle mochte bis auf einen vielleicht. Aber selbst dieser eine Charakter tat mir zwischenzeitlich leid. Das ist etwas womit ich nicht gerechnet hatte denn gerade wenn es um Schuld geht, beschäftigen wir uns selten damit warum derjenige tat, was er tat. Doch genau diese Sichtweise wird hier auf eine psychologisch perfekt ausgeklügelte Weise präsentiert und man begibt sich in viele verschiedene Graustufen.
Es ist ein Buch, das dich auch dann noch nicht loslässt wenn du es beendet hast. Wir haben noch lange darüber diskutiert und vor allem Alexander ging uns unter die Haut. Es war erschreckend wie gut sie die Gefühle von diesen Schuldträgern beschrieben hat. Man wurde in gewisser Weise zu ihnen.
Und dann dieses gesichtslose, namenlose Grauen, was sie gefangen hält und all ihre Sünden zu kennen scheint. Dieser Mensch hat mir eine größere Gänsehaut verschafft, als das was die 4 getan haben.
Kann man eine Schuld rächen, indem man selbst Schuld auf sich lädt? Wie unschuldig ist man dann noch?
Das Einzige was ich schade fand und was mir nicht so gut gefallen hat, war das offene Ende. Ich habe so viele Fragen zu dem Entführer, die nicht gelöst wurden und das hat mich sehr unbefriedigt zurückgelassen. Das war doppelt schwer da man den Kopf voll hat und erst einmal das Gelesene verarbeiten muss.
Dennoch ein wirklich grandioses Buch mit einem Thema, an das sich viele nicht herantrauen. Harter Tobak, Beispiellos umgesetzt. Chapeau!