Rezension

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Bewegend und persönlich

Kinderseelenallein
von Ann Helena Neudek

Bewertet mit 4.5 Sternen

In dieser Biographie erzählt Ann Helena Neudek von ihrer Kindheit – in der sie geschlagen, beleidigt und erniedrigt wurde, und das alles von den eigenen Eltern. Sie wuchs auf als verunsichertes Mädchen ohne Vertrauen in sich selbst, und blieb es auch lange bis in ihr Erwachsenenleben hinein. Dadurch merkte sie lange nicht, dass sie hochsensibel und hochbegabt ist. Doch durch eine Therapie und ihren Ehemann fand sie einen Kompromiss mit ihrem Leben.

Eine Rezension zu diesem Buch ist sehr schwierig, denn es ist eine Autobiographie zu einem sehrschwierigen Thema, und dementsprechend sehr persönlich und emotional. 
Deswegen fange ich am besten erst einmal mit der Schreibweise an: Sie ist sehr poetisch und wird auch regelmäßig durch Gedichte (oder etwas in die Richtung) unterbrochen. Diese Gedichte haben mir sehr gut gefallen – denn meistens hatte ich das Gefühl, dass durch diese Verse das Gemeinte viel tiefgreifender und direkter bei mir als Leser ankam, als es der Fließtext getan hat. Aber auch dieser war, natürlich genau wie die Gedichte, stilistisch sehr genial. Mir haben die Metaphern und Vergleiche sehr gut gefallen, denn durch sie ließen sich die jeweiligen Begebenheiten viel besser nachvollziehen. Man darf ja nicht vergessen, dass die meisten von uns nie etwas Derartiges erlebt haben und deswegen niemals wirklich behaupten können, zu verstehen was es in einem Menschen auslösen kann. Die Metaphern (am Ende war etwas mit Schuhen, das mir immer noch im Kopf geblieben ist) haben mir jedoch eine Ahnung davon geben können.

Das Thema selbst, dass die Autorin von ihren Eltern geschlagen und beleidigt wurde, was letztendlich für lange Zeit die einzigen Erinnerungen an ihre Kindheit waren, fand ich sehr berührend. Ich muss zugeben, zeitweise habe ich geweint, als es um ihre Depressionen als Erwachsene ging. In so etwas rutscht man auch ohne schlimme Kindheitserinnerungen viel zu
schnell hinein, und es ist schrecklich. Darüber zu lesen war sehr emotional.

Vor allem eben, da es wie schon gesagt sehr persönlich war. Es war spannend, die Entwicklung der Autorin mitzuerleben, wie sie von einem unsicheren Kind zu einer depressiven Erwachsenen geworden war, dann jedoch bemerkt hat, dass ihre vielen Mängel gesundheitliche Ursachen hatten und sie schließlich (so glaube ich) sich damit abgefunden und das Beste daraus gemacht hat. Das war sehr inspirierend. Denn schon am Anfang, als man Frau Neudek als Mädchen und junge Erwachsene kennengelernt hat, schien es unmöglich, dass sie überhaupt die Entwicklung durchmachen könnte, dass sie sich trauen würde ihr Inneres der Öffentlichkeit preiszugeben. Aber anscheinend hat es doch geklappt und ich hoffe, dass es hilfreich war.
Fazit:
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es hat mir Einblick in ein Thema gegeben, mit dem ich mich noch nicht beschäftigt habe, war sehr emotional und persönlich (was ich nicht schlecht fand; ich freue mich, dass jemand seine Erfahrungen auf diese Weise teilt) und war zudem auch noch stilistisch eine Meisterleistung. Viele der Gedichte habe ich mehrmals gelesen...

http://funneswelt.blogspot.de/2016/06/rezension-ann-helena-neudek.html