Rezension

Bewegende Eindrücke in eine besondere Gegenwart

Feuerpanorama -

Feuerpanorama
von Sergej Gerassimow

"Dies ist ein sehr schnell geschriebenes Buch. Man muss schnell schreiben, wenn man es unter fallenden Bomben und fliegenden Granaten tut." (S. 9 - Vorwort)
Dieser einleitende Satz des Autoren ist leider keine künstlich geschaffene Dramatik, sondern harte Realität. Der in Charkiw geborene Psychologe und Publizist lässt in seinem jüngsten Werk, einem Tagebuch, das mit Beginn des russischen Angriffs auf sein Heimatland, die Ukraine verfasst wurde, die Leserschaft an seiner Verfasstheit in beeindruckender Weise teilhaben.

Der 24. Februar 2022 bedeutete für Europa eine Zäsur. "Wir sind heute in einer anderen Welt aufgewacht." So brachte es die amtierende deutsche Außenministerin Annalena Baerbock treffend auf den Punkt. Sergej Gerassimow nimmt uns mit, in eben diese andere Welt. Für die Meisten von uns fremd und unvorstellbar, allenfalls ein Teil der Geschichte. Sein Tagebuch beginnt mit dem Angriff russischer Truppen und endet (vorläufig) mit dem 18. April.
Was der Leserschaft geboten wird, ist ein fesselnder Einblick in das subjektive Erleben des grausamen Geschehens aus der Perspektive ein Bürgers, der mit seiner Frau in einem Hochhaus der zweitgrößten Stadt der Ukraine lebt, unweit der russischen Grenze. Viele denkwürdige Eindrücke bilden ab, was in der Ukraine momentan geschieht. Der russischsprachige Ukrainer, aufgewachsen in einer russisch-ukrainischen Familie erlaubt mit dem vorliegenden Buch einen fesselnden Eindruck in die Geschehnisse, in das Empfinden der Menschen, die zwischen Schockstarre, Unverständnis und Hass leben und sich mit eben diesem Leben arrangieren müssen. So wie es im Moment aussieht, auch noch für einen längeren Zeitraum. So gleicht dieses Buch einer "Unvollendeten"...

Ein präzises Fazit zu ziehen fällt mir schwer - eines kann ich aber definitiv raten: bitte unbedingt lesen!