Rezension

Bewegende Familiensaga - ein Stück Zeitgeschichte

Wir sehen uns unter den Linden - Charlotte Roth

Wir sehen uns unter den Linden
von Charlotte Roth

Bewertet mit 5 Sternen

Man schreibt das Jahr 1945. In einer Wohnung in  der Adalbertstraße in Berlin. Hier waren sie eine Familie gewesen und gücklich miteinander. Bis … ja bis die Geschichte vom Goldlöckchen und den drei Bären in gewisser Weise Realität wird. Sie hatten als Familie so glücklich hier gelebt, Vater, Mutter und Kind. Genau wie in der Geschichte. Bis dann da das Böse kam..... Der Anfang zum Ende einer gklücklichen Familie.
"Wir sehen uns unter den Linden" ist der neue Roman aus der Feder von Charlotte Roth. Aufgegliedert in acht Teile beginnt es im April 1928 und endet im Juni 1961.
Nach dem Zweiten Weltkrieg ist die Stadt Berlin geteilt. Der Osten ist vom Sozialismus geprägt. Die junge Susanne gehört mit zu denjenigen, die alles dafür tun, um den neuen Staadt mit aufzubauen. Als sie den jungen Mann aus dem Westen der Stadt trifft, entwickelt sich langsam eine Liebesgeschichte. Doch konnte diese Bestand haben? Ost und West? Wie unterschiedlich sie lebten, zeigte sich immer wieder bei den Treffen mit ihm "Unter den Linden".
Doch zunehmend verschärft sich die politische Situation der Stadt Berlin, die dem Viermächte-Status unterlag. Es war ja bekannt, dass die Sowjetunion diesen Status in Frage stellte.
Kelmi, so hieß der junge Mann, war ein exzellenter Koch, was er immer wieder unter Beweis stellte. Die Lage der Stadt, die Zeichen der Zeit erkannt, eröffnet er aber nicht wie vorgehabt im Ostteil, sondern im Westen Berlins ein Restaurant.
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"Wir sehen uns unter den Linden" ist ein Roman, den ich in gewisser Weise mit in ein Stück Leben meinerseits einbeziehe.
Der Tag des Mauerbaus, der 13. August 1961. Nur wenige Tage zuvor waren meine Eltern, mein Bruder und ich von einem Familienbesuch aus dem Ostsektor Berlins wieder zurück nach Niedersachsen gefahren. Mein Onkel hatte darauf bestanden mit dem Hinweis, es wäre zu unserer Sicherheit. Irgendwann später habe ich erfahren, dass da Insiderkenntnisse vorlagen. Berlin-Friedrichstraße, der lange Kacheltunnel, durch den man gehen musste, dieses mulmige Gefühl im Bauch, das einen erst verließ, wenn man "draußen" war. Gerade erst im vorletzten Jahr hat mir meine Mutter die Geschichte ihrer Schwester erzählt, die in den 80iger Jahren von Ost- nach West-Berlin umgezogen ist. Sie selbst hatte mitgewirkt, mit dem Auto drüben gewesen. Im Nachlass fanden sich die seitenlangen Auflistungen, was ausgeführt wurde. Und sie musste ebenso als erste Station ins Notaufnahmelager Marienfelde, weil es hier die Genehmigungsunterlagen für den Aufenthalt im Westen gab. Ich bin viele Jahre als Kind bzw. Heranwachsende jeweils in den Ferien im Ostteil der Stadt gewesen, habe miterlebt, wie meine Cousinen FDJlerinnen wurden, geprägt vom Staat, Sozialismus.
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Der vorliegende Roman umfasst ein Stück Zeitgeschichte Deutschlands. Auch wenn ich im Westen aufgewachsen bin, habe ich mein Leben lang hinter die Mauer, auch nach dem Mauerfall. Die Verwandtschaft lebte halt dort.
Diesen Roman zu rezensieren habe ich sehr lange vor mich hergeschoben. Es hat ziemlich viele Erinnerungen in mir wachgerufen, denn irgendwie ist es selbst ein Stück Geschichte von Mir, meiner Familie, meiner Verwandtschaft – irgendwie. Es ist ein Buch, was mich von Beginn an wirklich gefesselt hat. Es berührt und ist absolut lesenswert