Rezension

Bewegende Fortsetzung

Stärke des Herzens - Gilbert Morris

Stärke des Herzens
von Gilbert Morris

Bewertet mit 5 Sternen

„...Jeder Mann mit einem starken Arm kann einen anderen, schwächeren in Stücke hauen, aber Mitleid mit den Leidenden ist das Kennzeichen, das Gott sucht!...“

 

Leah Grayson ist trotz des Krieges auf ihrem Bauernhof geblieben. Nun aber wird die junge Frau bedroht. Sie weiß sich zwar zu wehren, ist aber froh, als ihr John Bunyan zu Hilfe kommt.

Der 10jährige Amos Wakefield geht auf Falkenjagd, obwohl er eigentlich Latein lernen soll. Das aber interessiert ihn nicht.

 

„...Amos Wakefield hasste es, zehn Jahre alt zu sein! Er durfte kaum etwas machen, dass er gerne machen wollte, und war gezwungen, eine Menge Dinge zu tun, die er nicht tun wollte...“

 

So ist das Leben. Amos wird imlaufe der Jahre begreife, das das nicht nur für einen 10jährigen Jungen gilt.

Das sind nur zwei der Handlungsstränge, die im vierten Band der Wakefield Saga eine Rolle spielen. Erneut zeichnet der Autor ein farbiges Gemälde von England im 17. Jahrhundert.

Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Der Autor versteht es insbesondere, die innere Entwicklung seiner Protagonisten anschaulich darzustellen. Nachdem John Bunyan Leah geheiratet hat, erscheint er innerlich zerrissen. Es dauert seine Zeit, bis er seinen Weg im Glauben findet. Dann wird er zu einem der bekanntesten Prediger Englands. Doch mit dem Tode von Cromwell und der Rückkehr von König Karl II. werden freie Prediger verfolgt. John muss sich entscheiden.

Sehr gut ausgearbeitete Gespräche, die in die Tiefe gehen, ermöglichen mir Einblicke in die Gedanken und Gefühle der handelnden Personen. So wird Christopher von Amos über den Tod Karl I. befragt. Dabei erklärt er seinen Sohn:

 

„...Meiner Meinung nach ist das Sterben sehr schwierig. Ich habe keine Furcht davor, meinem Erlöser gegenüberzutreten, aber Sterben ist etwas, das man nicht üben kann. Und doch müssen wir es alle tun...“

 

Unter Karl II. ändert sich das Leben in England. Die Theater öffnen wieder. Die puritanische Strenge wird zurückgedrängt. Der König selbst kümmert sich weniger um das Regieren als um seine Mätressen. Das lässt anfangs denjenigen freie Hand, die auf Rache sinnen.

Das Leben auf dem Landgut wird genauso ausführlich beschrieben wie die Seeschlacht zwischen England und Holland oder die Vergnügungen in London mit ihren Schattenseiten.

Ab und an blitzt feiner Humor auf.

 

„...“Nun wir setzen doch den Habichten und Falken Käppchen auf, bis es Zeit ist, sie fliegen zu lassen“, sagte Gavin feierlich. „ich schlage vor, dass wir auch für Amos eine Haube machen […] Auf diese Art und Weise kann er nicht hinter all den armen Dorfmädchen und des Pastors Tochter herjagen!“...“

 

Eingebunden in das Geschehen sind Ausschnitte aus einem Buch von John Bunyan, aber auch die Dichtung von John Milton.

 

„...Ich trage einen Schlüssel am Herzen, der heißt Versprechen, und der wird mir jedes Schloss im Schloss des Zweifels öffnen!...“

 

Natürlich fehlen nicht Emotionen wie Liebe und Eifersucht, Hass und Vergebung, Hilfsbereitschaft und Bedrohung, Tod und Geburt.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es verbindet Glaubenstiefe mit einer fesselnden Handlung.

Der Stammbaum der Wakefield – Dynastie und ein Ausblick auf den nächsten Teil ergänzen das Buch.