Rezension

Bewegende Geschichte auf zwei Zeitebenen über Verlust, Trauer und den Weg zurück!

Das Kind der Wellen - Rebecca Martin

Das Kind der Wellen
von Rebecca Martin

Bewertet mit 4 Sternen

Lisa ist verheiratet und hat zwei Söhne und eine kleine Tochter. Und dieses kleine Mädchen hat sie durch einen Badeunfall am Strand verloren. Mit diesem Verlust kommt Lisa nicht zurecht und sie verlässt ihre Familie, um alleine in das Ferienhaus an der Nordsee zurückzukehren. Hier hofft sie Ruhe zu finden und das tragische Ereignis verarbeiten zu können.
Im Ferienhaus findet sie noch alles so vor, wie die Familie es vor rund einem Jahr hinterlassen hat. Lisa versinkt nach wie vor in tiefer Trauer und auch in Selbstmitleid.
Als sie einen Wasserschaden entdeckt, der durch das defekte Dach entstanden ist, beauftragt sie auf Empfehlung der Nachbarin den alten Schreiner Lars, der sich mit Unterstützung seines Sohnes Jonas an die Arbeit macht. Im Rahmen der Renovierungsarbeiten entdeckt Lisa Notizen und Bilder zu einem Märchen über eine Meerjungfrau. Lisa und Jonas haben den Verdacht, dass dieses Märchen in früheren Jahren von einer Mutter für ihr Kind entworfen wurde und sie machen sich auf Spurensuche. Dabei entdecken sie eine weitere tragische Geschichte …

Die Handlung wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Wir erleben die Gegenwart im Jahr 2019 und die Vergangenheit im Jahr 1919. Hier lernen wir die 17-jährige Vicky kennen, die in wohlhabenden Verhältnissen zur Zeit der französischen Besatzung mit ihrer Familie in Mainz lebt. Sie verliebt sich in Jamal, einen französischen Soldaten mit marokkanischer Herkunft. Diese Liebe steht unter keinem guten Stern, da die deutsche Bevölkerung keine gute Meinung über die Besatzer hat.

Beide Handlungsstränge werden wechselnd parallel zueinander erzählt und die Wechsel enden oft mit einem kleinen Cliffhanger. Das ist so nicht unbekannt, hier aber gut umgesetzt und hat für mich durchaus dazu beigetragen, Spannung zu erzeugen.
Vickys Geschichte hat mich sehr in ihren Bann gezogen. Der geschichtliche Hintergrund der französischen Besatzung in Mainz und den Umgang der deutschen Bevölkerung damit, war gut dargestellt. Auch die Klassenunterschiede zwischen wohlhabenden Familien und den Bediensteten werden hier deutlich gemacht. Ich habe mich sehr mit Vicky gefreut, wie sie die erste große Liebe erlebt und auch mit ihr gelitten bei allem was dann folgte. Ihr Schicksal war sehr ergreifend.

In der Gegenwart war natürlich Lisa die Hauptfigur. Ihre Trauer und ihre Empfindungen sind gut bei mir angekommen. Es ist für eine Mutter sicher das Schlimmste, ein Kind zu verlieren. Dennoch konnte ich nicht ganz verstehen, warum sie nicht mit ihrer Familie gemeinsam versucht, die Trauer zu verarbeiten, denn immerhin hat sie ja noch zwei Kinder.
Nach einiger Zeit wird aber klar, dass ihr die Abgeschiedenheit im Ferienhaus am Meer gut tut und sie beginnt allmählich sich zu fangen und wieder zu sich selbst zu finden. Dabei hilft natürlich auch die Ablenkung durch die Renovierungsarbeiten und den Fund des Märchens, der sie zu Nachforschungen animiert.
Auch die Bekanntschaft mit Jonas scheint ihr gut zu tun, denn die beiden führen gute Gespräche. Dennoch kam mir die Handlung in der Gegenwart ein bisschen zu kurz und Lisas Entwicklung wurde mir ein bisschen zu knapp dargestellt.

Das Setting in dem kleinen Ort an der Nordsee sowie die Abgeschiedenheit rund um das Ferienhaus am Meer waren sehr schön beschrieben. Das Kopfkino sprang an und ich sah den einsamen Strand und die Wellen vor mir. Auch die Nachbarn und die Dorfbewohner haben ihre Rollen und fügen sich gut in die Handlung ein.

Das Ende beider Handlungsstränge ist versöhnlich und warmherzig und für mich passend.
Insgesamt hat mich diese bewegende Geschichte mit ihren interessanten und unterschiedlichen Protagonistinnen, vielen Emotionen und einer besonders fesselnden Handlung in der Vergangenheit gut unterhalten!

Fazit: 4 von 5 Sternen

 

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