Rezension

Bewegende Schicksale

Der silberne Elefant
von Jemma Wayne

Bewertet mit 5 Sternen

Drei Frauenschicksale, die bewegen und zum Nachdenken anregen. Emotional und mit viel Einfühlungsvermögen erzählt.

Emily, Vera und Lynn - drei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Und alle drei stehen auf dem Scheideweg ihres Lebens.

Die 58-jährige Lynn, die eine niederschmetternde Diagnose von ihrem Arzt bekommen hat, blickt verbittert auf ihr Ehefrauendasein zurück, trauert den verpassten Chancen ihres Lebens nach.

Vera dagegen steht vor einer vielversprechenden Zukunft; sie würde bald Luke heiraten, den Mann, den sie über alles liebt. Doch ihre Freude darüber wird von den Gedanken an die schwere „Sünde“, die sie in der Vergangenheit begangen hat, betrübt.

Manche Worte wiegen schwer. Sie können einen Menschen regelrecht in die Tiefe ziehen.“ (75)

Emily versucht in London ihr neues Leben anzufangen. Sie kommt aus Ruanda und ist auf sich selbst gestellt. Der Anblick einer Kirche jagt ihr eine Todesangst ein und obwohl sie immer noch betet, glaubt sie nicht mehr an Gott. Sie erinnert sich an die Worte ihrer Mutter: „vor einem Verfolger kannst du davonlaufen, nicht aber vor deinen Gedanken“. (105)

Die Frauen scheinen unter der Last ihrer Erfahrungen und den quälenden Gedanken darüber zu zerbrechen. Bis sie einander kennenlernen und unbewusst, oder manchmal sogar gezielt, das Schicksal der anderen beeinflussen.

Emotional und mit viel Einfühlungsvermögen erzählt Jemma Wayne diese drei Lebensgeschichten.

Sie fesselt mit den bildhaften Beschreibungen der Gedankenwelt ihrer Protagonistinnen. Man kann ihre Zweifel, Angst und Verbitterung gut nachvollziehen und sich in ihre Lage hineinversetzen.

Emilys Erinnerungen an die Ereignisse aus der Vergangenheit bewegen am meisten. Es sind tragische Bilder aus Ruanda, Bilder des Schreckens, der Verfolgung und Gewalt, Bilder des Todes, die tief unter die Haut gehen. Sie entstanden nachdem die Autorin des Romans mit den Überlebenden des Völkermords in Ruanda über die Gräueltaten des Krieges sprach.

Diesen Roman habe ich mit großem Interesse gelesen. Die meisterhaft skizzierten Charaktere faszinieren und beeindrucken. Ihre bewegenden Lebensgeschichten regen zum Nachdenken an. Zum Schluss bleiben einige Fäden offen und es bleibt zu hoffen, dass der Elefant, der auch einige Seiten des Buches ziert, das Glück allen Beteiligten bringt.