Rezension

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Bewegender biografischer Roman über die Zeit des 2. Weltkrieges

Hoffnungsschimmer in Trümmern - Pia Wunder

Hoffnungsschimmer in Trümmern
von Pia Wunder

Bewertet mit 4 Sternen

Pia Wunder hat ihren Großvater nie kennengelernt. Irgendwann hat sie ihren Mut zusammengenommen und ihre Großmutter und ihre Mutter zu deren Vergangenheit befragt. Daraus entstand eine bewegende, biografische Geschichte über eine Zeit, die in vielen Familien so tabuisiert ist, dass Nachfahren oft nur wenig erfahren über diese furchtbare Zeit. Dabei wäre es so wichtig viele Zeitzeugenberichte zu haben, damit sich die Geschichte nie mehr wiederholt.

Der Roman nimmt seinen Anfang 1942 in Posen, wo die unverheiratete Grete kurz vor der Niederkunft ihrer Tochter Ilse steht. Die Hochzeit war schon geplant, da kamen Grete und ihrem Liebsten Ludwig der Krieg dazwischen, und so musste sich Grete allein durchschlagen, wie so viele Frauen in dieser Zeit. Wunderbar einfühlsam berichtet die Autorin von der sicher schwersten Entscheidung in Grete's Leben, ihre kleine Tochter nach der Geburt in ein Waisenhaus geben zu müssen, um arbeiten gehen zu können. Die Alternative, die kleine Tochter bei den Eltern und der großen Schwester in Mark Brandenburg, wo es leider keine Arbeit für Grete gab, aufwachsen zu lassen, bedeutete eine weitere Trennung für Grete von ihrem geliebten Kind, war aber letztendlich die bessere Entscheidung.

Der Leser erfährt in der Folge über die dramatische Flucht ins Rheinland, über das Schicksal der Eltern und ihrer Schwestern, insbesondere das ihrer Zwillingsschwester Ida. Der Schreibstil der Autorin ist einfach und flüssig, und ich habe oft mit Grete und der kleinen Ilse mitgefiebert. Man spürt  in jeder Zeile die große Zuneigung der Autorin zu ihrer Großmutter und auch ihrer Mutter.

Was mich gewundert hat, ist das das Schicksal der Juden nur sehr zaghaft erwähnt wurde. Ich kann nicht beurteilen, ob die Menschen damals einfach die Augen verschlossen haben, weil sie gar nicht wissen wollten was dort geschehen ist oder ob es tatsächlich möglich ist das sie die ganze Wahrheit nicht kannten. Grete trifft auf ihrer Flucht einen Juden, der nach seiner Familie sucht. Die Beiden helfen sich so gut sie können, bevor sie sich wieder trennen um sich alleine weiter durchzuschlagen.

Ich kann das Buch auf jeden Fall von Herzen empfehlen. Einen kleinen Stern habe ich abgezogen, da mir zwischendurch einige wenige  Rechtschreibfehler aufgefallen sind.

Ich bedanke mich für das Buch, das mir freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt wurde.