Rezension

Bewegender Frauenroman

Die Sonnenschwestern - Tracy Rees

Die Sonnenschwestern
von Tracy Rees

Bewertet mit 4 Sternen

Mit fast 40 Jahren beginnt Nora im Jahr 2006 ihr bisheriges Leben zu überdenken. Sie ist gefangen in ihrer alltäglichen Routine. Ihre sonst so verständnisvolle Mutter reagiert anders als erhofft. Nora hat das Gefühl, dass plötzlich etwas zwischen den beiden steht, kann aber nicht einordnen, was es ist. Spontan entschließt sie sich dazu, ihren Job zu kündigen, die Wohnung zu vermieten und nach Tenby, einen kleinen Ort in Wales, zu reisen. Sie nimmt sich eine Auszeit und versucht, in dieser Zeit herauszufinden, was sie wirklich vom Leben erhofft. Da ihre Großmutter ganz in der Nähe von Tenby lebt, wird der Kontakt zwischen den beiden intensiver und endlich erfährt Nora etwas aus der Kindheit ihrer Mutter.

In den 50er Jahren verbringt die kleine Chloe jedes Jahr die Sommerferien bei ihrer Tante in Tenby. Dabei schließt sie eine enge Freundschaft zu Llew, einem Jungen, der zwar aus ärmlichen Verhältnissen stammt, aber unglaublich klug ist. Mit den Jahren wird die Freundschaft zwischen den beiden immer enger, doch dann kommt es zu einem verhängnisvollen Ereignis, das alles verändert....

 

Die Geschichte wird auf zwei verschiedenen Zeitebenen erzählt. Im Jahr 2006 beobachtet man Nora, die dabei ist, ihr bisheriges Leben zu überdenken und neue Perspektiven zu suchen. Im zweiten Handlungsstrang taucht man in die 50er Jahre ein. Hier steht Chloe, die in jedem Jahr die Sommerferien bei ihrer Tante in Tenby verbringen darf, im Mittelpunkt der Ereignisse. 

Der Einstieg in die Handlung verläuft  eher gemächlich. Man muss sich zunächst mit den beiden Hautprotagonistinnen und ihren Lebensumständen vertraut machen. Die Autorin beschreibt die Ereignisse in beiden Handlungssträngen so detailliert und lebendig, dass man nach kurzer Zeit alles mühelos vor Augen hat. Man lernt dabei Nora, Chloe und ihr  jeweiliges Umfeld genau kennen. Die Charaktere wirken auf beiden Zeitebenen authentisch. Man fasst beim Lesen spontane Sympathien oder auch Abneigungen, und kann dadurch problemlos in die Handlung eintauchen. Zunächst fragt man sich, wie die beiden Handlungsstränge sich wohl verbinden werden, doch nach und nach fließt alles zusammen. 

Der Schreibstil ist flüssig, sehr angenehm lesbar und der jeweiligen Zeitebene angepasst. Da die Charaktere so lebendig erscheinen, fiebert man schon nach kurzer Zeit mit ihnen mit und verfolgt gebannt die Entwicklungen. Bereits nach kurzer Zeit gerät man in den Sog der Ereignisse und mag sich nicht mehr von den Schicksalen der beiden Hauptprotagonistinnen lösen. Der bewegende Schreibstil sorgt dafür, dass man sich ganz auf das Geschehen einlassen kann und das Buch nicht mehr aus der Hand legen mag, bevor man am Ende angekommen ist. 

Mir hat diese Geschichte ausgesprochen gut gefallen. Denn ich mag Erzählungen, in denen es um Geheimnisse in der Vergangenheit geht, die sich nach und nach mit der Gegenwart verknüpfen. Der Autorin ist es hervorragend gelungen, die Ereignisse so bewegend zu erzählen, dass ich mit beiden Frauen mitgefiebert und das Buch beinahe in einem Rutsch beendet habe.