Rezension

Bewegender Roman

Das Licht zwischen den Meeren
von M. L. Stedman

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:

1926: Der Krieg hat den Leuchtturmwärter Tom Sherbourne geprägt, der sein Glück kaum fassen kann, als ihm das Herz der jungen Isabel zufliegt. Sie begleitet ihn zu seiner ungewöhnlichen Arbeitsstätte auf die abgeschiedene Insel Janus Rock. Sie genießen die Zweisamkeit, doch der Wunsch nach einem Baby wird bald übermächtig, umsomehr als Isabel mehrere Fehlgeburten erleidet. Als eines Tages ein Boot an den Strand der Insel gespült wird, in dessen Bauch sich neben der Leiche eines Mannes ein neugeborenes Baby befindet, trifft das Ehepaar eine folgenschwere Entscheidung, die ihnen zunächst unendliches Glück beschert – bis sie bei einem Besuch auf dem Festland erfahren, dass ihr Glück auf dem Unglück eines anderen aufgebaut ist…

Meine Meinung:

Was für ein Roman ! Ehrlich gesagt, hatte ich aufgrund des Covers eine etwas andere Vorstellung über den Inhalt der Geschichte. Doch bereits der Covertext macht deutlich, dass es sich um einen bewegenden Roman handeln muss. Und genauso ist es: Die Geschichte, die die Autorin erzählt, ist sehr emotionsgeladen – und gleichzeitig, zumindest zu Beginn, überraschend nüchtern. Der Leser nähert sich auf Umwegen der aktuellen Situation. Zunächst unternimmt man einen Ausflug in die Vergangenheit von Tom, in sein Seelenleben, lernt ihn somit näher kennen. Sein Treffen mit Isabel, ihre Annäherungen, ihr Charakter werden beschrieben und ich befürchtete fast schon, dass die eigentliche Thematik etwas zu kurz kommen könnte, doch weit gefehlt! Als die Autorin „auf den Punkt“ kommt, geschieht dies sehr eindringlich und intensiv, man kann sich sehr gut in die einzelnen Personen hineinversetzen, denn beide Ansichten sind sehr emotionsgeladen und für jeden – vor allen Dingen wohl Mütter – absolut nachvollziehbar. Dabei bleibt die Autorin keineswegs an der Oberfläche, sie geht tiefer, lässt kaum eine Option aus und bis zum Schluss war mir vollkommen unklar, wie es wohl enden könnte. Man hoffte einerseits, und gleichzeitig auch andererseits, kann beide Seiten verstehen und weiß dennoch nicht, wie man sich entscheiden würde, hätte man die Möglichkeit dazu. Was für eine Situation…!
Mehr kann und will ich hier nicht verraten, aber eines ist sicher: dieser Roman lässt wohl niemanden kalt, er geht ans Herz, ohne dabei schwülstig zu wirken – im Gegenteil. Der Autorin gelingt es auf scheinbar wundersame Weise, eine neutrale Stellung zu beziehen bzw. gar keine Stellung, sodass sich der Leser in die Lage versetzt fühlt, selbst Partei zu ergreifen, sich Gedanken über Recht und Unrecht zu machen, über Schuld und Unschuld, und für sich selbst zu überlegen, wie er wohl selbst gehandelt hätte. Keineswegs leicht – das steht fest!
Und so war ich am Ende geradezu froh, dass die Autorin eine schlüssige Entscheidung gefällt hat, die absolut passend und m.E. angemessen ist.

Fazit:
Ein bewegendes Buch, dass den Leser fordert, berührt, und so schnell nicht mehr loslässt. Eine absolute Leseempfehlung!