Rezension

Bezaubernde Idee mit tollen Charakteren, leider in Form eines unfertigen Manuskripts

Winterzauber in der Törtchenbäckerei -

Winterzauber in der Törtchenbäckerei
von Thorid Larsson

Das Buch ist leider in Form eines Schulaufsatzes (Klasse 8) bzw. eines noch unfertigen Manuskripts vom Schreibstil her.

Ich habe dieses wunderschöne E-Book vom Verlag Digital Publishers als Rezensionsexemplar bekommen, was meine Meinung jedoch in keinster Weise beeinflusst hat. Besonders gut gefiel mir die Idee, dass eine Liebeshexe eine bestimmte Anzahl an Paaren verkuppeln muss, um sich selbst verlieben zu können. Auch die Tatsache, dass die Protagonistin eine Bäckerei besitzt, mochte ich, denn es passt perfekt in das Winter- und Weihnachtssetting. Das Cover ist wunderschön gestaltet, dabei ist ein fröhliches Hellblau die Grundfarbe. Wir sehen einen strahlendblauen Himmel, einen Tannenbaum, der in Blau, Lila und Silber geschmückt ist, sowie ein Cottage (in dem sich die Törtchenbäckerei befindet) und einen Hund. Die Farben sowie das Abbild passen von der Stimmung her perfekt zur Geschichte, ebenso der Klappentext und der Titel.

Die Protagonistin war einzigartig und mit ihrem Schwein als Haustier ein wenig schräg. Aber genau das hat die Geschichte und die Protagonistin irgendwie liebenswürdig gemacht.

Leider jedoch fühlte ich mich nicht wie eine Leserin, sondern wie eine Lektorin, die die Rohfassung eines vielversprechenden Manuskripts auf ihrem Schreibtisch hat. Das Buch war noch lange nicht bereit für die Veröffentlichung, sondern war viel mehr ein unfertiges, rohes Manuskript. Ein Rohdiamant, der noch geschliffen werden muss. Der Schreibstil der Autorin ist recht katastrophal und chaotisch. Es war im Form eines Schulaufsatzes mit dem typischen Aufzählen: Erst hat die Protagonistin das und das in ihrer Vergangenheit gemacht, danach folgte X, dann lernte sie was auch immer in Y und bevor der Leser Luft holen kann, wird die lieblose Liste mit Aufzählungen fortgeführt. Reine Beschreibungen aus der Vergangenheit der Protagonistin, ohne Emotionen oder Bildern. Diese Stellen waren so langweilig, dass ich sie großzügig übersprungen habe. Da es aber nicht besser wurde, entschloss ich mich dazu, das Buch abzubrechen, denn für Schulaufsätze ist meine Zeit zu schade. Es war, als wäre ich die Deutschlehrerin und hätte die Hausaufgabe verteilt: Bitte denkt euch eine romantische, gerne auch fantastische, Kurzgeschichte aus und schreibt sie bis nächste Woche. Diese Leistung macht 30% eurer Note aus und ist die letzte Arbeit für dieses Schuljahr, bevor ihr nach den Sommerferien in die 9. Klasse kommt!

Dazu kommt, dass der Prolog im Präteritum aus der Sicht des personalen Erzählers geschrieben ist - ebenso wie der Rest des Buchs. Es gibt auch keine zeitliche Abtrennung zwischen Prolog und Kapitel eins, z.B. in Form eines Datums. Der Leser weiß nicht, wie viel Zeit zwischen dem Prolog und Kapitel 1 vergangen ist. War es ein Tag? Eine Woche? Ein Monat? Oder doch ein Jahr? In solchen Fällen macht ein Prolog kein Sinn, denn er liest sich wie das erste Kapitel des Buchs.
Es kann ja sein, dass die einzelnen Lebensstationen der Protagonistin im Roman eine Rolle spielen. Aber ein guter Schreibstil zeichnet sich dadurch aus, dass diese Infos aus der Vergangenheit erst dann in kleinen Häppchen eingestreut werden, sobald sie offensichtlich von Bedeutung sind. Z.B. die Zeit, die die Protagonistin in Japan verbracht hat. Statt es nebenbei in Form einer Liste zu machen (Liste: Orte, an denen die Protagonistin gelebt und gearbeitet hat. Ort 1: abgehakt. Ort 2: abgehakt. Ort 3: Kommt jetzt), hätte die Protagonistin beispielsweise in ihrer Bäckerei stehen und eine japanische Torte für einen Kunden backen können. In diesem Zusammenhang hätte sie lächelnd darüber nachdenken können, wie sie damals als junges Mädchen zum ersten Mal in ihrem Leben in Japan unterwegs war und zufällig an einer Bäckerei vorbei lief. Dabei ging sie in den Laden rein, sah die Torte und kaufte sie spontan. Sie fand sie so lecker, dass sie sich vornahm, eines Tages mit ihrer eigenen Bäckerei japanische Sachen anzubieten. Diese Szene habe ICH mir ausgedacht. Die Autorin hingegen erwähnte nur mal nebenbei in einem Nebensatz, dass die Protagonistin zwischendurch mal in Japan war. Ohne Relation zur Geschichte, ohne Bedeutung für den Kontext.

Wie gesagt, hat das Buch großes Potenzial. Doch derzeit ist es für mich kein Roman, sondern eine vielversprechende, dennoch dringend zu überarbeitende Rohfassung. Wenn das Manuskript noch einmal durch ein sehr intensives Lektorat geht und die Autorin brav kooperiert und die Änderungen annimmt und Thorid Larsson sich intensiv mit "Show, don't tell!", befasst und sich mit den Themen Prolog und Einstreuen von Infos aus der Vergangenheit der Protagonisten befasst, kann das Buch sehr gut werden und sich im 4-5 Sterne Bereich befinden. Bis dahin kann ich wegen der ganzen Mängel nur 2 Sterne vergeben.