Rezension

Bezaubernde Tiergeschichte, aber auch Gesellschaftsporträt

Der Pinguin meines Lebens - Tom Michell

Der Pinguin meines Lebens
von Tom Michell

Bewertet mit 5 Sternen

Wenn es nicht so abwegig wäre, würde ab sofort ein neues Haustier bei mir einziehen: ein Pinguin. Die Geschichte von Tom und Juan Salvador de Pingüino ist einfach so bezaubernd, dass man sich mehr als einmal wünscht, an Toms Stelle zu sein.

Zunächst war ich ein wenig befremdet, da ich irgendwie davon ausgegangen war, dass die im Buch geschilderten Geschehnisse noch nicht so lange her sind. Höchstens vielleicht ein paar Jahre… Dann erfuhr ich auf den ersten Seiten, dass sich die Geschichte von Tom und seinem Pinguin schon in den 1970er Jahren zutrug. Warum erst jetzt ein Buch draus geworden ist, wird leider nicht deutlich.

Aber auch ohne Handy und Internet ist diese Story einfach nur bezaubernd. Wie Tom den ölverschmierten Pinguin vor dem Tod rettet, ihn in der Badewanne schrubbt (und dabei selbst Blessuren davonträgt, schließlich ist es ein wildes Tier) und schließlich mit kiloweise Sprotten seine Freundschaft gewinnt. Auch hier geht die Liebe (zumindest ein bisschen) durch den Magen.

Nebenbei erfährt man als Leser neben den Lebensgewohnheiten von Magellan-Pinguinen auch viel über die Lebensumstände der südamerikanischen Bevölkerung (speziell Argentiniens) in den 1970ern. Die horrende Inflation und bewaffnete Übergriffe sind nur zwei der vielen Schwierigkeiten, mit denen die Leute damals zu kämpfen hatten. Diese kleine Geschichtsstunde ist nicht vordergründig, aber dennoch gibt sie dem Buch noch einmal  einen Mehrwert. So wird das Buch auch zur ansprechenden Lektüre für Südamerikafreunde oder Geschichtsinteressierte.

Die Verbindung der Tiergeschichte mit der Beschreibung des gesellschaftlichen Lebens ist sehr gut gelungen – so gut, dass ich getrost 5 Sterne geben und das Buch von Herzen weiterempfehlen kann.