Rezension

Beziehung auf dem Prüfstand

Der Brand -

Der Brand
von Daniela Krien

Bewertet mit 5 Sternen

Rahel und Peter, ein Paar in ihren 50ern, langjährig verheiratet, zwei erwachsene Kinder, stehen an einem Wendepunkt in ihrem Leben. Ihre Liebe hat den Glanz verloren. Nach und nach ist die Leidenschaft erloschen, sie haben sich auseinandergelebt und sind keine wirkliche Einheit mehr. Eigentlich steht ein Urlaub in Bayern an. Doch das sorgfältig ausgewählte Feriendomizil brennt kurz vor der geplanten Abreise ab, und sie müssen umdisponieren. Als Rahel einen Anruf von Ruth, der besten Freundin ihrer verstorbenen Mutter erhält, die sie kurzfristig bittet sich um ihren Hof in der Uckermark zu kümmern, weil ihr Mann einen Schlaganfall erlitten habe und sie ihm in die Rehaklinik folgen wolle, sagt sie deshalb direkt zu.

3 Wochen begleiten wir die Protagonisten auf den etwas heruntergekommenen Hof nach Brandenburg, der den Zustand ihrer Ehe wiederzuspiegeln scheint. Die Geschichte wird aus Rahel's Perspektive erzählt, und sie unterzieht ihr Leben, ihre Ehe, ihre Identität einer gründlichen Revision. Den Sprachstil der Autorin mochte ich schon sehr in "Die Liebe im Ernstfall", und auch in Ihrem neuesten Roman bin ich beeindruckt, wie die Autorin in ihrer klaren, schnörkellosen Sprache, in der jeder Satz sitzt, klipp und klar alles auf den Punkt bringt. Ich konnte Rahel als Person so gut nachfühlen, spürte ihre Verzweiflung, wenn sich Peter ihr wieder einmal entzog. Ich mochte aber auch Peter, diesen ruhigen, nachdenklichen Mann, der sich sofort um die bedürftigen Tiere auf dem Hof kümmerte, eine einohrige Katze, ein Pferd, dass sein Gnadenbrot auf dem Hof bekam und ein Storch mit gebrochenem Flügel. Sie alle bekommen sofort seine volle Fürsorge, während er seiner Frau die Nähe verweigert.

In nur 270 Seiten nehmen nicht nur die Eheprobleme und der Versuch eine Lösung zu finden viel Raum ein. Es geht auch um Rahel's eigene Identität, die Belastung den eigenen Vater nicht zu kennen, die Beziehung zu ihrer verstorbenen Mutter und ihre eigene Mutterrolle, sowie die Verbindung zu den eigenen Kindern. Am Ende hätte man die Protagonisten vielleicht noch gerne weiter begleitet, doch Daniela Krien hat sich für ein offenes Ende entschieden. Das war für mich auch völlig in Ordnung. Ich finde so wird das Nachdenken über den Roman auch noch mehr angeregt. 

"Der Brand" von Danilela Krien ist aus meiner Sicht eine tolle, sehr empfehlenswerte Lektüre.