Rezension

Biermanns Geschichten

Barbara - Wolf Biermann

Barbara
von Wolf Biermann

Bewertet mit 4 Sternen

In Barbara befinden sich eine ganze Reihe von kurzen Texten von Wolf Biermann mit autobiografischen Elementen, oft in der Vergangenheit angesiedelt. Man erfährt so einiges von der DDR und der Theaterwelt der sechziger Jahre.

 

Stilistisch ist das Buch im typisch spöttischen Biermann-Sound gehalten.

Oft integriert er seine bekannten Gedichte direkt in die Geschichten. Das ist gut gemacht.

Manche Abschnitte haben ernste Hintergründe, zum Beispiel schon in der ersten Story, in der gezeigt wird, wie die Stasi eine junge, alleinerziehende Frau erbarmungslos unter Druck setzt.

Sprachlich kann ich Wolf Biermann nicht zu den ganz Großen der Literatur dazuzählen (ich spreche nicht von seinen Gedichten und Liedertexten), oft wirkt er mit seiner Prosa wie der kleine Bruder von Günter Grass. Die Geschichten funktionieren dennoch, viele zeichnen sich aus durch Authentizität und Witz.

 

Zu den sehr guten Texten gehört Die Verhaftung der Schuldigen, in der Biermann als Mahnung gegen die schlimme Vergangenheit eine ganz eigenes Denkmal baut.

Amüsant der Text „Seelengeld“, ein Bericht über ein ungewöhnliches Biermannkonzert in den Niederlanden.

Biermann berichtet auch von seinen Begegnungen, zum Beispiel mit der afrikanischen Sängerin Miriam Makeba. Und dann gibt es natürlich auch Anekdoten über Manfred Krug.

 

Ab und zu gibt es auch langweilige Texte und Wolf Biermanns Angeberei kann nerven. Seine Stärken bleiben die sozialkritischen Passagen, die das Unrecht und die Methoden klar analysierten.

Wolf Biermann war immer eine Reizfigur, klar. Ich bin aber doch entsetzt, wie in den sozialen Medien von nicht gerade wenigen gegen ihn gehetzt wird. Da haben so manche jeden Anstand verloren.

 

Mir hat das Buch Spaß gemacht!