Rezension

Bildhaft aber etwas zu überfrachtet

Die Herren der Grünen Insel - Kiera Brennan

Die Herren der Grünen Insel
von Kiera Brennan

Bewertet mit 3 Sternen

Wir schreiben das Jahr 1166 in Irland. Die Grüne Insel ist in zahlreiche kleine Reiche zersplittert, die sich untereinander unerbittlich bekriegen. Die Könige fechten ihre langjährigen Fehden aus und auch die friedliebenden Untertanen werden rücksichtslos in die blutigen Machtkämpfe hineingezogen. Außerdem droht ein gemeinsamer Feind in Irland einzufallen – Henry Plantagenet will die Grüne Insel an sich reißen. Werden sich die Herren von Irland vereinen und sich gegen ihn stellen? Welche Rolle spielen dabei der grausame Krieger Ascall und die von im entführte Caitlin?

Meinung

Kiera Brennan schreibt wahnsinnig bildhaft. Die Geschichte ist gespickt mit vielen Details zu Irland, der Vergangenheit der Insel, zu Bräuchen und dem Glauben der Leute. Brennan verpackt historische Details aus dem spannenden Hochmittelalter in einer fesselnden Geschichte rund um Kriege, Intrigen und Machtkämpfe und sorgt damit für packende Unterhaltung. Allerdings wirkt der Schreibstil gerade zu Anfang etwas unrund und zwischendurch gab es einige längere Stellen.

Auch die originalgetreuen, historischen Namen bereiten zunächst einige Schwierigkeiten, wobei uns Brennan hier im Vorwort sogar vorwarnt und sich extra oft an die einfache Schreibweise hielt, um es den Leser möglichst einfach zu machen. Zudem sind die wichtigsten Namen im Anhang mit Lautschrift aufgeführt. Ebenso wie eine kurze Übersicht zu den einzelnen Jahren, in denen die Geschichte spielt. So verliert man als Leser nie den Überblick, was mir sehr gut gefiel. Zudem beweisen die geschichtlichen Umrisse im Anhang, wie detailgetreu Brennan recherchiert hatte, was die Authentizität der Geschichte noch einmal stärkt.

Die Geschichte erleben wir dabei abwechselnd aus Sicht der wichtigsten Protagonisten: Ascall von Toora und sein Bruder Aililán, Caitlin O’Bjólans, der Händler Pol, seine Tochter Róisín sowie Aoife, die Tochter von König Diarmait. Sie alle sind ausgezeichnete, sehr detailreiche und vielschichtige Charaktere, denen man sofort abnimmt, wirklich im Hochmittelalter zu leben. Es ist spannend, jeden Einzelnen von ihnen zu begleiten und zu sehen, wie sie sich durch diese harte und grausame Zeit schlagen. Vor allem Caitlin stach für mich als sehr starke Persönlichkeit heraus. Auch ihre Brüder Riacán und Faolán, die beide nicht unterschiedlicher sein könnten, kommen jeder in eigenen Kapiteln vor.

Insgesamt hatte ich mir tatsächlich aber etwas mehr erhofft, Brennan konnte mich leider nicht durchgehend packen und ich habe sehr lange gebraucht, um das Buch zu beenden. Es steckte einfach doch etwas zu viel Fülle im Buch, einige Stellen hätten ruhig kürzer beschrieben werden können, das hätte der Spannung gut getan und die Geschichte wäre dennoch facettenreich genug gewesen. Ein, zwei Hauptpersonen weniger hätten ebenfalls nicht geschadet, so wäre mehr Spielraum für den einzelnen geblieben.

Fazit

Kiera Brennan hat einen außerordentlich gut recherchierten, detailreiche historischen Roman erschaffen. Sie punktet bei mir vor allem mit ihrer sehr bildhaften Beschreibung der Geschehnisse und der Landschaft Irlands. Sie schafft es die düstere, brutale Stimmung des 12. Jahrhundert authentisch zu transportieren. Die Charaktere sind stark, facettenreich und vielversprechend. Allerdings ist das Buch alles in allem einfach sehr voll mit Details, Charakteren und Handlungssträngen. Etwas weniger hätte der Spannung gut getan und hätte es dem Leser einfacher gemacht, den Überblick zu halten.