Rezension

Bildhafte, beeindruckende Geschichte

Hunger - Knut Hamsun

Hunger
von Knut Hamsun

Bewertet mit 5 Sternen

Bei diesem Roman gibt es keine Vorgeschichte und auch kein Hintergrundwissen. Wir wissen weder, wie der Hauptdarsteller nach Kristiania, heutige Oslo, gekommen ist, noch was der Ich-Erzähler vorher gemacht hat. Als Leser ist man sofort in das Geschehen eingeführt.

Die Geschichte von dem Ich-Erzähler ist alles andere als leicht.  Er ist in großer Not, die Armut macht ihm extrem zu schaffen, keine Bleibe, kein Geld, keine warme Kleidung, kein Essen, ja... und da sind wir schon bei dem Hauptthema des Romans: Hunger. Das Gefühl des Hungers, die körperliche Folgen, Schmerzen usw.

Sehr eindrucksvoll beschreibt der Autor, wie der Hunger immer größer und mächtiger wird, wie die Persönlichkeit des Ich-Erzählers sich ändert. Allerdings lässt Knut Hamsun den Leser im Ungewissen: Ist der Hauptcharakter psychisch krank oder sind seine Zustände dem Hunger geschuldet. Im Prinzip geht es dem Autor auch nicht darum, eine klare Linie aufzuzeichnen. Es geht um die sprachliche Fähigkeit des Autors beschreibend, bildhaft und genau alle Dinge aufzuzeichnen, sodass der Leser sich hervorragend in die Situation des Erzählers versetzen kann.

Die sprachliche Qualität des Romans ist unbestritten.

Sprachgewaltig und mit einer Unbarmherzigkeit lädt Hamsun den Leser in eine Welt, in der nichts klar ist: Wahn und Wirklichkeit, Stolz und Hochmut, Zorn und Leid, Verzweiflung und Hoffnung, Güte und Dummheit scheinen ineinander zu fließen.

Und da sind wir schon bei meinem Problem mit dem Roman: Mich hat der Erzähler extrem genervt. Weder seinen Hang zum Witzigen, noch sein Stolz, noch seine Unfähigkeit für sich zu sorgen haben mich beeindrucken können, ich war nur genervt von ihm. Die Persönlichkeit des Erzählers war es, die mir keine Ruhe beim Lesen ließ.

Ich habe zwar die schöne Sprache von Knut Hamsun genießen können, doch die Handlungen des Protagonisten haben mich auf die Palme gebracht.

Warum ich aber 4,5 Sterne gebe? Die Fähigkeit des Autors sprachlich gewaltig und beeindruckend zu erzählen ist ohne Zweifel sehr gut ausgeprägt.

Es ist ganz sicher kein Mainstream Roman, doch es lohnt sich den zu lesen.